5 Bagatellen für 6 Klarinetten (op. 28, 1965)
Meinem Lehrer Harald Genzmer in Verehrung gewidmet
I., II., III., IV., V.
Klar. i. Es, 2 Klar. i. B, 2 Bassetthörner i. F, Bassklarinette i. B
Dauer: 10 Minuten
Manfred Dannewitz | Manfred Fehlisch | Hartmut Wellstein | Wolfgang Weth | Franz Barthold | Wolfgang Götz
Titel: "5 Bagatellen für 6 Klarinetten" - Umfang: 6 Stimmen: 8,8,8,8,6,6 Seiten - Datierung: - - Aufbewahrungsort: Bayerische Staatsbibliothek München
N. Simrock Hamburg-London (Boosey & Hawkes)
Partitur: ISMN M-2211-2068-7
Stimmen: ISMN M-2211-2069-4
| Zu einem vollen Erfolg für Beteiligte und den Komponisten wurden Werk und Wiedergabe der "Fünf Bagatellen" für sechs Klarinetten (1965) von Bertold Hummel. Er versteht sein "Handwerk" gründlich. Seine Ideen und sein Einfallsreichtum lösen immer wieder neue Bewunderung aus. Geistige Zucht, kontrapunktische Meisterschaft, vielseitige klangliche Vorstellungen und rhythmische Differenzierung verbindet er in idealer Weise. Hummel weiß Bescheid über die technischen und klanglichen Besonderheiten verschiedenster Instrumente, überfordert in diesem Falle weder das musikalische Verständnis noch das technische Können der Musizierenden. |
Bläser Einzelinstrument Instrumentalwerk Kammermusik für mehr als zwei Instrumente Klarinette (Bassetthorn, Bassklarinette) Opus-Werkverzeichnis
Wenig später erprobt Bertold Hummel den Weg in die entgegengesetzte Richtung, indem er sechs Klarinetten zu blockhafter Wirkung verbindet und auf Grund des hohen Verschmelzungskoeffizienten von Klarinetteninstrumenten geradezu magische Wirkungen erzeugt. Seine „5 Bagatellen“ op. 28 verraten ihre Herkunft: Zum Kompositionsprofessor an die Musikhochschule Würzburg berufen - es hieß zum Zeitpunkt von Hummels Berufung noch Bayerisches Staatskonservatorium - schrieb er sogleich Musik zum unterrichtspraktischen Gebrauch. Hierin seinem Vorbild Hindemith wesensverwandt, stellte er sein kompositorisches Metier stets in den Dienst der Praxis. Doch auch in diesem vom Wohlklang der Klarinetten inspirierten Stück schlägt die Stimmung plötzlich um, und wieder erklingt ein Marsch! Ganz als gäbe es eine obsessive Bindung an den Militärmarsch, die sich auf ironisierende Weise paralysieren ließe, karikiert Bertold Hummel den Duktus marschierender Soldaten, die vom Trommelrhythmus angefeuert und auf geputscht werden. Solcherart zu den Niederungen von Trivial- und Gebrauchsmusik auf Distanz gehend, legt der Komponist eine zutiefst pazifistische Gesinnung an den Tag, wie er sie im übrigen auch im Gespräch gegenüber seinen Kompositionsschülern immer wieder vertreten hat. Den Titel „Bagatellen“ wählte er ganz offensichtlich, um sich von allen formgestalterischen Zwängen großformatiger Kompositionen freihalten zu können. Unbekümmert gegenüber dem Diktat von Themenexposition und -verarbeitung konnte er sich ganz dem Gestus seiner Musik überlassen und Formorganismen schaffen, die man vielleicht am besten mit „Momentformen“ umschreibt.
Klaus Hinrich Stahmer (in "Die Kammermusik als persönliches Bekenntnis" Tutzing, 1998)