BERTOLD HUMMEL - Texte zu den Werken: opus 79 Zurück zur Verzeichnisliste |
Partita für Kammerorchester oder Nonett op. 79 (1982)
I. Prolog II.
Burleske Anfang III. Tempo di Valse IV. Finale Marciale
Besetzung: 0.1.1.1 - 1.0.0.0 - Streicher Uraufführung
der Nonett-Fassung: 12. November 1982, München, Residenz Uraufführung
der Kammerorchesterfassung: 21. Oktober 1994, Lublin (Polen) Aufführungsdauer:
20 Minuten Autograph: Verlag: Schott Music
Die Partita op. 79 entstand auf Anregung des "Münchner Nonetts". Für eine Ostasienreise wurde eine kurzweilige "serene" Komposition erwartet. In 4 Sätzen versuchte ich dieser Forderung nachzukommen. Im Prolog werden zunächst die 4 Blasinstrumente (Oboe, Klarinette, Fagott und Horn) solistisch vorgestellt, während die Streicher en bloc ihre Kommentare abgeben. Einem Quartenmotiv Schönbergscher Prägung stehen die B-A-C-H-Tonfolge sowie das 4-Tonmotiv des Wagnerschen Tristan gegenüber. Nach vielerlei Verflechtungen und Metamorphosen erlischt der Satz mit dem tiefsten Ton der Klarinette. Die Burleske lebt von der quirligen 16tel-Bewegung, die nur kurz unterbrochen wird und im "goldenen Schnitt" zum Stillstand kommt. Bläser und Streicher stehen sich vielfach blockweise konzertant gegenüber, sodass sich recht amüsante Klangfiguren ergeben. Im Tempo di Valse wird der letzte Klang der Burleske wieder aufgenommen und durch weitere Dreiklänge zum 12-tönigen Total erweitert. Nach der langsamen Einleitung wird immer wieder ein Walzertakt angestrebt, der rhythmisch gestört wird. Walzer- und Ländlergesten brechen sich mehr und mehr Bahn bis schliesslich der Anfangsklang wieder aufgenommen wird, mit welchem der Satz ausklingt. Das Finale marciale ist geprägt durch marschartige Strukturen: zunächst eine funebre Einleitung, die durch einen grotesken Geschwindmarsch aufgelöst wird. Die funebre Stimmung scheint noch einmal auf, ehe der Groteskmarsch zum Ende drängt und mit einem klanglichen Höhepunkt abbricht. Die ostinate Coda endet mit einer überraschenden Geste. Bertold Hummel
Presse Berliner Tagesspiegel 10.11.1997 Später
wird Bertold Hummels Partita für Kammerorchester aufgeführt:
eine Großstadtsonate der expressionistischen Fluchten, Schatten, Passagen,
der quirligen Triller und Unisono-Schiebungen - stotternde Walzer, humpelnde Verkehrsmärsche,
gelenkte Eskalation, Sekunden-Harmonie. Der Raum weitet sich.
nmz (Neue Musik Zeitung) Oktober 2017 Das
1982 komponierte Werk sprüht über von zahlreichen Ideen wie zum
Beispiel BACH-Zitaten, Spielen mit stilistischen Brüchen, grotesken
sowie burlesken, musikalischen Assoziationen, alles in vier Sätzen
originell neben- und aneinandergefügt. (...) Hummels Schreibweise
besticht dabei auch durch die gekonnte Handhabung der Instrumente, die
im Kern einen Streicherapparat und dazu in virtuoser Handhabung einige
ergänzende Bläser umfassen.
Main-Post 15./16. 11.1986 Ganz anders, vital und witzig, höchst originell formuliert und regelrecht dankbar in den solistischen Parts erschien Bertold Hummels Nonett op. 79 (1982), eine spritzig-geistvolle, vielfarbig-schillernde Auffächerung instrumentaler Eigenwilligkeiten, burlesk und angenehm bildhaft.
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