BERTOLD HUMMEL - Texte zu den Werken: opus 71c Zurück zur Verzeichnisliste |
Herbsttag
(Rainer Maria Rilke) für mittlere Singstimme und Klavier, op. 71c (1980)
Widmung: Wolfgang Osthoff zum 60. Geburtstag Aufführungsdauer: 3 Minuten Autograph: Verlag: freier download:
Herbsttag
(Rainer Maria Rilke) Herr:
Es ist Zeit. Der Sommer war sehr groß. Befiehl
den letzten Früchten voll zu sein; Wer
jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr.
Der
1987 zum 60. Geburtstag eines befreundeten Musikwissenschaftlers geschriebene
Herbsttag auf ein Gedicht von Rainer Maria Rilke verleiht dem seit
den Storm-Liedern für Hummel so zentralen Thema eine weitere charakteristische
Prägung. Seine Ambivalenz (Befiehl den letzten Früchten voll zu sein)
spiegelt sich musikalisch in Querständen und damit verbundenem Changieren
zwischen Dur und Moll. Dadurch kommen aber auch die bei Hummel eher seltenen milden
Terzen und Sexten mit ins Spiel. Es gelingt dem Komponisten, Rilkes anwachsende
Strophen (3, 4 und 5 Verse) in ihrer formalen und inhaltlichen Dynamik unter einem
großen musikalischen Bogen zu fassen. Innerer Höhepunkt ist das Ende
der zweiten Strophe, d.h. der einzige Vers, den Hummel wiederholt: Die letzte
Süße in den schweren Wein. In seiner breit ausschwingenden Sequenzierung
(melodisch abgeleitet aus der kurz zuvor erklingenden Wendung südlichere
Tage) ist dies eine jener Stellen, wo sich melodische Qualitäten von
Hummels Liedern besonders eindrucksvoll manifestieren. Wolfgang Osthoff (in "Zu den Liedern Bertold Hummels" Tutzing, 1998)
Wolfgang
Osthoff | ||||||