Wolfgang Osthoff (17. März 1927 Halle - 29. Juli 2008 Würzburg) Zurück zur Verzeichnisliste |
Als der Musikwissenschaftler Wolfgang Osthoff 1968 seine Arbeit an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg aufnimmt, kommt er schnell mit Bertold Hummel in seiner Funktion als Leiter des Studios für neue Musik in Kontakt. Oft übernimmt Osthoff die musikwissenschaftliche Untermauerung der darbebotenen Konzerte, auch die Einladung seiner Freunde Luigi Dallapiccola, Kurt Hessenberg und Gerhard Frommel zu Portraitkonzerten vermittelt er. Der persönliche Umgang zwischen Osthoff und Hummel basiert auf Sympathie und ähnlichen Qualitätsvorstellungen von Musik. Zum 60. Geburtstag Wolfgang Osthoffs widmet Bertold Hummel dem Lyrikbegeisterten das Klavierlied "Herbsttag" nach R.M. Rilke. Osthoff sind zwei wichtige Arbeiten über das Liedwerk Hummels zu verdanken: Wolfgang Osthoff: Zu den Liedern Bertold Hummels Wolfgang Osthoff: Bertold Hummels letzter Liederzyklus "Kopflos" Wolfgang Osthoff Am 29.
Juli 2008 starb einer der bedeutendsten Musikwissenschaftler unserer Zeit Prof.
Dr.Dr.h.c. Wolfgang Osthoff in Würzburg im Alter von 81 Jahren. Seine musikwissenschaftliche Profession wurde ihm quasi in die Wiege gelegt. Sein Vater Helmuth Osthoff (1896-1983) war als Musikwissenschaftler an der Berliner und Frankfurter Universität tätig. Sein Forschungsschwerpunkt galt der Vokalmusik des 15. Und 16. Jahrhunderts. Bei ihm begann Wolfgang Osthoff seine Studien. An der Heidelberger Universität wurde er dann Student bei Thrasybulos Georgiades (Schubert: Musik und Lyrik, 1979), dem er nach München folgte und dessen Assistent er später an der dortigen Universität wurde. Studien in Philosophie (u.a. bei Hans-Georg Gadamer) und Mittellatein befähigten ihn, die Musik in einem umfassenden Kontext zu begreifen. Sein zweijähriger Studienaufenthalt in Italien festigte seine Liebe zur Italienischen Musik. Ein Vierteljahrhundert hindurch betreute er die Musikwissenschaft am Deutschen Studienzentrum in Venedig. Von 1968 bis 1995 hatte er den Lehrstuhl für Musikwissenschaft an der Julius-Maximilians-Universität Würzburg inne. Auch nach seiner Emeritierung stand er dem Institut zur Verfügung. Seine letzte Doktorprüfung nahm er im Juli 2008 ab. Die
Zusammenhänge zwischen Musik und Sprache beschäftigten ihn lebenslang.
In der Reihe seiner unzähligen Publikationen spielt die musikwissenschaftliche
Beleuchtung von Vokalwerken eine besondere Rolle. Monteverdi und Verdi gehörten
zu seinen Forschungsschwerpunkten. Vertonungen der Werke von J. W. Goethe, Friedrich
Schiller und Stefan George waren ein wichtiger Themenkreis. Seinen Einsatz für
das Werk Hans Pfitzners dokumentierte er neben seiner Funktion als Präsidiumsmitglied
in der Pfitzner-Gesellschaft auch in einer Urtextausgabe der Eichendorff-Kantate
"Von deutscher Seele". Für Sänger dürften schon alleine
die Titel dieser Aufsätze tieferes Interesse wecken: Wolfgang Osthoff war ein
Begeisterter der Musik. Kein Tag verging, an dem er nicht über musikalische
Phänomene in Kompositionen nachdachte. Mit Freude führte er Gespräche
darüber, gerade auch dann, wenn Gesprächspartner nicht seine Meinung
teilten. Immer wieder forderte er seine Studenten auf, sich Musik selber am Instrument
anzueignen, Konzerte und Opernaufführungen zu besuchen. Er selber ging stets
mit gutem Beispiel voran und besuchte unzählige Musikveranstaltungen, meist
mit der Partitur in der Hand und immer an der Sache selbst interessiert. Gelungene
Aufführungen machten ihn glücklich. In seiner beharrlichen Suche nach
den ureigensten Intentionen des Komponisten konnte er das heutige Regietheater
nicht ernst nehmen. Jeglicher gesellschaftlicher Hokuspokus war ihm zutiefst zuwider.
Runde Geburtstage konnte man in offiziellem Rahmen immer nur nachträglich
begehen und dann auch nur als "Buchpräsentation mit Musik" kaschieren,
um seine Einwilligung zu erhalten. Seine kompromisslose Haltung in vielen Dingen
hatte etwas Sympathisches, denn Sie war gepaart mit Selbstironie und einer zutiefst
humanen Denkungsart. Martin Hummel (in der Zeitschrift "Vox humana", Oktober 2008)
Bibliographie sämtlicher Schriften von Wolfgang Osthoff:
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