Siegfried Fink (8. Februar 1928 Zerbst - 3. Mai 2006 Würzburg)


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Meine spätere Freundschaft mit Siegfried Fink und seinen Schülern hat natürlich viele Werke inspiriert. Ich habe mich dabei sachverständig gemacht, ließ mir vieles vorspielen und konnte dabei einen ganz eigenen Klangstil entwickeln.

Bertold Hummel, Januar 1998

Siegfried Fink und Bertold Hummel am Bartók-Denkmal
Budapest, Margareteninsel, Oktober 1986

 

Lieber Bertold,
das Konzert der Perkussions-Klasse unseres Institutes ist für mich willkommener Anlaß einige Worte an Dich zu richten. Da aus Anlaß Deines runden Geburtstages Deine künstlerische und pädagogische Arbeit und Dein Engagement von so vielen Seiten gewürdigt worden ist, möchte ich aus der Sicht der "percussiven Instrumentalisten" einige Anmerkungen machen.
Meinen Studenten habe ich immer gepredigt, daß Neugierde und Fantasie die dominierenden Kriterien für unseren Beruf (unsere Berufung?) sind. Ich habe Beides in so überreichen Maße bei Dir kennen und schätzen gelernt. Und ich erinnere mich mit großer Freude und großem Stolz an die vielen Stunden, die wir gemeinsam an Deinen so zahlreichen Schlagzeugkompositionen gearbeitet und gebastelt haben.
Auf der Basis der Vermittlung von kompositorischer Technik und inhaltlichem Ausdruck im 20. Jahrhundert sind zwei Aspekte der musikalischen Gestaltung in den Vordergrund gerückt: Klangfarbe und "timing"....

Als konsequente Antwort auf die Frage nach den Möglichkeiten, das neue Klangideal mit neuen rhythmisch-metrischen Formeln und unverbraucht gebliebenen Klängen zu verbinden, wurden so aus meiner Sicht die Perkussionsinstrumente zum idealen Instrumentarium für neue Kompositionen.
Dieser Faszination haben sich die Komponisten unserer Generation nicht entziehen können. Doch leider nicht immer mit der nötigen Kenntnis der Spiel- und Stilkriterien der Perkussion.
Du, lieber Bertold, bist wie in all Deinen Werken den einzig richtigen Weg gegangen und hast Dich in langen Gesprächen mit den Interpreten Deiner Kompositionen am Instrument auseinandergesetzt. Und aus dieser Zusammenarbeit und Deinen Erkenntnissen sind dann Kompositionen entstanden, die einerseits die Möglichkeiten der Instrumente ausschöpfen.... aber auch immer das "Herz" der Instrumente einbinden - und die so für die Interpreten, bei allen oft sehr hohen technischen Anforderungen, immer in Partiturtreue zu realisieren waren und sind.
So konnten aus Deiner profunden Kenntnis der Schlaginstrumente heraus auch Deine neuen und interessanten von Dir entworfenen Klangbilder realisiert werden - und Du hast unserem Instrumentarium dadurch auch Gartenschlauch und Gießkanne erspart.
Für Deine wunderbaren Schlagzeugkompositionen möchte hier und heute, sicher im Namen vieler Interpreten, besonderen Dank sagen.
Ich persönlich aber sage auch Dank für die 30 Jahre unseres gemeinsamen Berufs- und Lebensweges.

Siegfried Fink (Ansprache in einem Konzert am 1. Dezember 1995 zum 70. Geburtstag Bertold Hummels in der Hochschule für Musik Würzburg)

 

Der "Perkussions-Papst" starb am 3.Mai 2006 im Alter von 78 Jahren
Geboren wurde Siegfried Fink 1928 in Zerbst/Anhalt. Der Vater war Geiger im Opernorchester Königsberg, konnte aber nach einem Unfall den Beruf nicht mehr ausüben. Nach Kriegsende begann Fink eine Lehre als Maurer, die er mit der Gesellenprüfung abschloß. Gleichzeitig hatte er Anfang 1948 heimlich die Aufnahmeprüfung an der Franz Liszt Hochschule für Musik in Weimar gemacht. Dort studierte er bis 1951 bei Alfred Wagner Pauken und Schlaginstrumente und bei Prof. Helmuth Riethmüller Komposition. Danach folgten Orchesterstellen in Weimar und Magdeburg, der erste Lehrauftrag am Magdeburger Telemann-Konservatorium und 1958 die Flucht in den Westen – wegen seines Engagements für den Jazz hatte man Fink in der DDR vorgeworfen, dekadente Musik mit westlichen Einflüssen zu verbreiten. So kam der 30-jährige Fink zunächst nach Lübeck und wurde am letzten Tag der Saison durch probenlose Übernahme der Aufführung des "Fliegenden Holländers" von Dirigent Christoph von Dohnanyi als Solopauker engagiert. Zusätzlich wurde er an die "Schleswig-Holsteinische Musikakademie" berufen, wo er neben Perkussion auch ein Jazzstudio leitete. In Lübeck widmete sich Fink besonders der Musik des 20. Jahrhunderts, um sich bald als Solist einen Namen zu machen. Es folgten Engagements bei den „Tagen der Neuen Musik in Hannover“, bei den „Darmstädter Musiktagen“ und als Dozent bei den „Internationalen Sommerkursen Schloß Weikersheim“. Über einen kurzen Umweg über die Hochschule für Theater und Musik in Hannover kam Fink 1965 schließlich nach Würzburg. Als Dozent für Pauken/Schlaginstrumente und Leiter des „Studios für Perkussion“ hat er Würzburg zu einem Mekka für Perkussionisten aus aller Welt gemacht. Hier – am 1. Lehrstuhl für Schlagzeug in Deutschland – konnte er seine Ideen zur Neuorientierung der Perkussionsmethodik und Perkussionsmusik verwirklichen.

Viele Auszeichnungen hat Siegfried Fink für seine künstlerischen und musikpädagogischen Leistungen erhalten, u.a. das Bundesverdienstkreuz, das Ehrendiplom der Musikhochschule Barcelona, die Ehrendoktorwürde der Staatlichen Musikakademie Sofia, den Kulturpreis der Stadt Würzburg. Viel wichtiger waren ihm aber seine Schüler, die immer unter den Preisträgern nationaler und internationaler Wettbewerbe zu finden waren und heute international bekannte Soloperkussionisten sind, wie etwa Peter Sadlo, Mark Glentworth, Wessela Kostowa, Andrea Schneider, Bernd Kremling, Thomas Keemss oder Mark Andreas Giesecke. Diese Reihe ließe sich noch um etliche Namen fortsetzen. Heute sind Fink-Schüler weltweit in Orchestern oder als Lehrer an Musikschulen und Konservatorien tätig, einige von ihnen sind bereits selbst Professoren.

Ganz nebenbei hat er als Autor über 140 Kompositionen für die unterschiedlichsten Schlaginstrumente sowie Ensemble-Besetzungen mit anderen Instrumenten geschrieben, mit denen er neue Maßstäbe in der Literatur für Perkussion gesetzt hat. Darunter befindet sich etwa eine Suite für kleine Trommel solo (ZM 21710), die als Konzertstück von 9 Minuten (!) Länge zur Zeit der Entstehung etwas absolut Ungewöhnliches darstellte. Seine Drumset-Suite (ZM 21790) ist eines der ersten ausnotierten Werke, die für dieses Instrument geschrieben wurden. Da eine Vielzahl unterschiedlicher Notationsgewohnheiten für die Schlaginstrumente das schnelle Erfassen einer Stimme oft unnötig erschweren, entwickelte Siegfried Fink die „Tabulatur 72“ (später aktualisiert als „Tabulatur 2000“); eine Aufstellung, nach der die Symbole und Notation vereinheitlicht werden können.

Noch rechtzeitig vor seinem 75. Geburtstag am 8. Februar 2003 kam die Nachricht aus Amerika. Als erstem Nicht-Amerikaner wurde Siegfried Fink im Rahmen eines Festbanketts während des letzten Weltkongresses der Percussive Arts Society (PAS) der „Preis für das Lebenswerk in der Schlagzeugpädagogik“ (Lifetime Achievement in Education Award) verliehen. Siegfried Fink war es, der das Schlagzeug salonfähig gemacht hat. Er hat der deutschen Schlaginstrumentpädagogik viele wichtige Impulse gegeben. Und wer heute in der deutschen und auch europäischen Schlagzeug-Szene einen Namen hat, hat mit großer Sicherheit den Namen Siegfried Fink in seiner Vita stehen.

(Quelle: www.percussion-creativ.de)

 

Siegfried Fink :
"Sound and Timing" - Bertold Hummels Werke für Schlaginstrumente (in
Komponisten in Bayern: BERTOLD HUMMEL )