Meine spätere
Freundschaft mit Siegfried Fink und seinen Schülern hat natürlich viele
Werke inspiriert. Ich habe mich dabei sachverständig gemacht, ließ
mir vieles vorspielen und konnte dabei einen ganz eigenen Klangstil entwickeln. Bertold
Hummel, Januar 1998 Siegfried
Fink und Bertold Hummel am Bartók-Denkmal Budapest, Margareteninsel,
Oktober 1986 | | Lieber
Bertold, das Konzert der Perkussions-Klasse unseres Institutes ist für
mich willkommener Anlaß einige Worte an Dich zu richten. Da aus Anlaß
Deines runden Geburtstages Deine künstlerische und pädagogische Arbeit
und Dein Engagement von so vielen Seiten gewürdigt worden ist, möchte
ich aus der Sicht der "percussiven Instrumentalisten" einige Anmerkungen
machen. Meinen Studenten habe ich immer gepredigt, daß Neugierde und
Fantasie die dominierenden Kriterien für unseren Beruf (unsere Berufung?)
sind. Ich habe Beides in so überreichen Maße bei Dir kennen und schätzen
gelernt. Und ich erinnere mich mit großer Freude und großem Stolz
an die vielen Stunden, die wir gemeinsam an Deinen so zahlreichen Schlagzeugkompositionen
gearbeitet und gebastelt haben. Auf der Basis der Vermittlung von kompositorischer
Technik und inhaltlichem Ausdruck im 20. Jahrhundert sind zwei Aspekte der musikalischen
Gestaltung in den Vordergrund gerückt: Klangfarbe und "timing".... Als
konsequente Antwort auf die Frage nach den Möglichkeiten, das neue Klangideal
mit neuen rhythmisch-metrischen Formeln und unverbraucht gebliebenen Klängen
zu verbinden, wurden so aus meiner Sicht die Perkussionsinstrumente zum idealen
Instrumentarium für neue Kompositionen. Dieser Faszination haben sich
die Komponisten unserer Generation nicht entziehen können. Doch leider nicht
immer mit der nötigen Kenntnis der Spiel- und Stilkriterien der Perkussion. Du,
lieber Bertold, bist wie in all Deinen Werken den einzig richtigen Weg gegangen
und hast Dich in langen Gesprächen mit den Interpreten Deiner Kompositionen
am Instrument auseinandergesetzt. Und aus dieser Zusammenarbeit und Deinen Erkenntnissen
sind dann Kompositionen entstanden, die einerseits die Möglichkeiten der
Instrumente ausschöpfen.... aber auch immer das "Herz" der Instrumente
einbinden - und die so für die Interpreten, bei allen oft sehr hohen technischen
Anforderungen, immer in Partiturtreue zu realisieren waren und sind. So konnten
aus Deiner profunden Kenntnis der Schlaginstrumente heraus auch Deine neuen und
interessanten von Dir entworfenen Klangbilder realisiert werden - und Du hast
unserem Instrumentarium dadurch auch Gartenschlauch und Gießkanne erspart. Für
Deine wunderbaren Schlagzeugkompositionen möchte hier und heute, sicher im
Namen vieler Interpreten, besonderen Dank sagen. Ich persönlich aber sage
auch Dank für die 30 Jahre unseres gemeinsamen Berufs- und Lebensweges. Siegfried
Fink (Ansprache in einem Konzert am 1. Dezember 1995 zum 70. Geburtstag Bertold
Hummels in der Hochschule für Musik Würzburg)
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Der
"Perkussions-Papst" starb am 3.Mai 2006 im Alter von 78 Jahren Geboren
wurde Siegfried Fink 1928 in Zerbst/Anhalt. Der Vater war Geiger im Opernorchester
Königsberg, konnte aber nach einem Unfall den Beruf nicht mehr ausüben.
Nach Kriegsende begann Fink eine Lehre als Maurer, die er mit der Gesellenprüfung
abschloß. Gleichzeitig hatte er Anfang 1948 heimlich die Aufnahmeprüfung
an der Franz Liszt Hochschule für Musik in Weimar gemacht. Dort studierte
er bis 1951 bei Alfred Wagner Pauken und Schlaginstrumente und bei Prof. Helmuth
Riethmüller Komposition. Danach folgten Orchesterstellen in Weimar und Magdeburg,
der erste Lehrauftrag am Magdeburger Telemann-Konservatorium und 1958 die Flucht
in den Westen – wegen seines Engagements für den Jazz hatte man Fink
in der DDR vorgeworfen, dekadente Musik mit westlichen Einflüssen zu verbreiten.
So kam der 30-jährige Fink zunächst nach Lübeck und wurde am letzten
Tag der Saison durch probenlose Übernahme der Aufführung des "Fliegenden
Holländers" von Dirigent Christoph von Dohnanyi als Solopauker engagiert.
Zusätzlich wurde er an die "Schleswig-Holsteinische Musikakademie"
berufen, wo er neben Perkussion auch ein Jazzstudio leitete. In Lübeck widmete
sich Fink besonders der Musik des 20. Jahrhunderts, um sich bald als Solist einen
Namen zu machen. Es folgten Engagements bei den „Tagen der Neuen Musik in
Hannover“, bei den „Darmstädter Musiktagen“ und als Dozent
bei den „Internationalen Sommerkursen Schloß Weikersheim“. Über
einen kurzen Umweg über die Hochschule für Theater und Musik in Hannover
kam Fink 1965 schließlich nach Würzburg. Als Dozent für Pauken/Schlaginstrumente
und Leiter des „Studios für Perkussion“ hat er Würzburg zu
einem Mekka für Perkussionisten aus aller Welt gemacht. Hier – am 1.
Lehrstuhl für Schlagzeug in Deutschland – konnte er seine Ideen zur
Neuorientierung der Perkussionsmethodik und Perkussionsmusik verwirklichen. Viele
Auszeichnungen hat Siegfried Fink für seine künstlerischen und musikpädagogischen
Leistungen erhalten, u.a. das Bundesverdienstkreuz, das Ehrendiplom der Musikhochschule
Barcelona, die Ehrendoktorwürde der Staatlichen Musikakademie Sofia, den
Kulturpreis der Stadt Würzburg. Viel wichtiger waren ihm aber seine Schüler,
die immer unter den Preisträgern nationaler und internationaler Wettbewerbe
zu finden waren und heute international bekannte Soloperkussionisten sind, wie
etwa Peter Sadlo, Mark Glentworth, Wessela Kostowa, Andrea Schneider, Bernd Kremling,
Thomas Keemss oder Mark Andreas Giesecke. Diese Reihe ließe sich noch um
etliche Namen fortsetzen. Heute sind Fink-Schüler weltweit in Orchestern
oder als Lehrer an Musikschulen und Konservatorien tätig, einige von ihnen
sind bereits selbst Professoren. Ganz
nebenbei hat er als Autor über 140 Kompositionen für die unterschiedlichsten
Schlaginstrumente sowie Ensemble-Besetzungen mit anderen Instrumenten geschrieben,
mit denen er neue Maßstäbe in der Literatur für Perkussion gesetzt
hat. Darunter befindet sich etwa eine Suite für kleine Trommel solo (ZM 21710),
die als Konzertstück von 9 Minuten (!) Länge zur Zeit der Entstehung
etwas absolut Ungewöhnliches darstellte. Seine Drumset-Suite (ZM 21790) ist
eines der ersten ausnotierten Werke, die für dieses Instrument geschrieben
wurden. Da eine Vielzahl unterschiedlicher Notationsgewohnheiten für die
Schlaginstrumente das schnelle Erfassen einer Stimme oft unnötig erschweren,
entwickelte Siegfried Fink die „Tabulatur 72“ (später aktualisiert
als „Tabulatur 2000“); eine Aufstellung, nach der die Symbole und Notation
vereinheitlicht werden können. Noch
rechtzeitig vor seinem 75. Geburtstag am 8. Februar 2003 kam die Nachricht aus
Amerika. Als erstem Nicht-Amerikaner wurde Siegfried Fink im Rahmen eines Festbanketts
während des letzten Weltkongresses der Percussive Arts Society (PAS) der
„Preis für das Lebenswerk in der Schlagzeugpädagogik“ (Lifetime
Achievement in Education Award) verliehen. Siegfried Fink war es, der das Schlagzeug
salonfähig gemacht hat. Er hat der deutschen Schlaginstrumentpädagogik
viele wichtige Impulse gegeben. Und wer heute in der deutschen und auch europäischen
Schlagzeug-Szene einen Namen hat, hat mit großer Sicherheit den Namen Siegfried
Fink in seiner Vita stehen. (Quelle:
www.percussion-creativ.de) Siegfried
Fink : "Sound and
Timing" - Bertold Hummels Werke für Schlaginstrumente (in
Komponisten in Bayern: BERTOLD HUMMEL ) |