BERTOLD HUMMEL - Texte zu den Werken: 14 Tänze aus dem Schwarzwald Zurück zur Verzeichnisliste |
14 Tänze aus dem Schwarzwald für 2 Klarinetten in B, Trompete in B, 2 Violinen und Kontrabass (1957) 1.
Simonswälder Bauernwalzer Musikalische
Gestaltung: 2: Oberab bedeutet nicht ein Tanz von einer höheren Landschaftsebene herunter, sondern bedeutete ursprünglich "von höherer Regierungsebene genehmigte Tänze." Nicht alle Oberab-Melodien sind Tänze, sondern auch Lieder. Es gibt eine Textsammlung aus dem Schwarzwald ohne Noten. 3: Schottisch leitet sich vermutlich von der Ecossaise (Schottischer Walzer) ab. Er ähnelt der Polka und ist verwandt mit dem Rheinländer. 10: Hippe war eine Kleiderform im 17.-18. Jahrhundert, nicht nur im Schwarzwald. 11: Kilbi ist der alemannische Name für Kirchweihfest. 14: Lorenz nennt man im Schwarzwald den Nachtwächterruf. Verlag:
Zimmermann Musikverlag Frankfurt ZM
35110 / ISMN M-010-35110-0
Tänze aus dem Schwarzwald 1, Calig CAL 17720, Freiburg i. Brsg. 1965; 1969 mit Tanzannleitung Tänze aus dem Schwarzwald 2, Calig CAL 17721, Freiburg i. Brsg. 1965; 1969 mit Tanzannleitung Vorwort (Zimmermann Musikverlag Frankfurt) In
den Erzählungen des bekannten Schwarzwald-Chronisten Heinrich Hansjakob (1837-1916)
lesen wir von Volksmusikanten, Schnurranten, Hochzeitsgeigern, Pfeifern und Trompetern
zu deren Musik die Menschen im Schwarzwald feierten und tanzten. In einer Jahrhunderte
alten Tradition wurden eigenständige Volksweisen von Generation zu Generation
meist mündlich weitergegeben und nur wenige davon sind uns auf Notenblättern
erhalten. August 2004
Presse Badische Zeitung November 1957 Eine heitere Überraschung brachte die Schwarzwälder Bauernmusik, die bei diesem Trachtentreffen in Freiburg zum Tanz aufspielte. Der junge Freiburger Musikstudent Hummel, ein Sohn des in Merzhausen lebenden, aus Hüfingen stammenden Lehrers und Dirigenten Hummel, hatte diese Musik nach alten Tanz- und Volksweisen in die originale Instrumentierung mit zwei Geigen, einer Baßgeige, einer Trompete und zwei Klarinetten zurückgesetzt. Mit wilder Begeisterung drehten sich dazu wieder die alten und jungen Bauern mit den schweren rotgefütterten Bratenröcken und die Trachtenmaidli mit den weiten Faltenröcken. Sie fühlten wohl alle, daß hier trotz zeitweiliger Anlehnung an moderne Satzweisen wieder etwas Schönes und Echtes erstanden ist.
Ensemble - Zeitschrift für Kammermusik Nr. 3/2005 Es gibt sie hierzulande kaum noch - die echte Volksmusik. Die Musik, die nicht jeden Samstagabend von skrupellosen Fernsehredakteuren, dauergrinsenden Hohepriestern des schlechten Geschmacks und einer willfährigen Publikumshorde in wüsten Mitklatschorgien zerstampft wird. Wer vom Musikantenstadl redet und vom Frühlings-, Sommer-, Herbst-, Advent- und Weihnachtsfest der Volksmusik, der meint den längst stattgefundenen Verfall unserer Musikkultur. Wo vor zwei Generationen die Nationalsozialisten mit Schindluder trieben, dienen die Protagonisten der volkstümlichen Musik längst ihrem neuen Popanz - dem schnellen Geld, das sie den Angehörigen der kulturellen Unterschicht aus den Taschen ziehen. Nein - reden wir von der echten Volksmusik. Von der Musik, wie sie (so hört man es raunen) in einigen vergessenen Winkeln unseres Landes noch heute gespielt wird und die das Fundament unserer musikalischen Kultur bildet. Reden wir von einer Musik, die nicht blöd und einfältig ist wie jenes Störgeräusch, das wir unter dem Namen "volkstümlicher Schlager" zu verachten gelernt haben. Wir haben balinesische Ritualtänze und irische Balladen ebenso in unsere Kultur integriert wie Bartóks "Rumänische Volksweisen" und den Gesang provenzalischer Mönche - warum also nicht auch unsere eigene Musik? Reden wir also von kleinen ländlichen Tänzen, die possierliche Namen tragen wie "Heuberger" oder "Triberger Hippentanz" und uns mit ihrem reizvollen Wechsel von Zweier- und Dreiertakt erfreuen. Lernen wir auf den subtilen Reichtum der "Jörgli-Polka" oder des "Schonacher Oberab" zu hören und erinnern wir uns daran, dass auch außerhalb des Schwarzwalds eine blühende Volksmusiklandschaft gelegen hat, deren Schätze wieder zu heben sind. Bertold Hummel hat dies vor beinahe 50 Jahren getan - im Auftrag des Südwestfunks rekonstruierte er originale Besetzungen aus verschlissenen Stimmbüchern und alten Aufnahmen. Die vorliegende Sammlung bietet alles, was der Musiker benötigt - Neugier genügt! Manuel
Rösler
Bayerische Bläsermusik, Nr. 9/2005 Wer
hätte das gedacht: Bertold Hummel, hochdekorierter zeitgenössischer
Komponist und langjähriger Leiter des Studios für Neue Musik, als Arrangeur
von überlieferter Tanzmusik aus dem 19. Jahrhundert! Dem Südwestfunk
Baden-Baden ist es zu verdanken, dass er sich als junger Komponist in den 1950er-Jahren
in seiner Heimat im Schwarzwald auf die Suche nach bodenständigen Tanzmelodien
machte und die vorliegende Suite mit 14 Tänzen arrangierte. Die Melodien
lagen ihm nur als Klarinettenstimme einstimmig vor, er richtete sie für eine
überlieferte Originalbesetzung mit zwei Klarinetten, Trompete, zwei Violinen
und Streichbass ein. In den Bearbeitungen wechseln sich die Bläser mit den
Violinen in der Melodieführung ab. Uwe Rachuth
Schweizer Musikzeitung; Dezember 2005 In dieser Form dürften Glaser-Schottisch und Bernauer Polka oder Heuberger- und Hippentänze sowohl Amateure und fortgeschrittene Schüler als auch Spezialisten interessieren und sich darüber hinaus für Mehrfachbesetzung der Einzelstimmen bzw. Neuinstrumentierungen anbieten.
NMZ 2006/09 / Seite 40/55. Jahrgang /September Bertold
Hummel, selbst im Schwarzwald geboren, arrangierte diese vierzehn Tänze nach
alten Überlieferungen, also echte Volksmusik aus dem Schwarzwald. Frank Klüger
Literaturempfehlungen für den Unterricht an Musikschulen – Ausgabe Mai 2006 – gesichtet von den Fachberater(inne)n für den VdM Als Pendant zur alpenländischen „Stubenmusi“ (mit der etwaiger Besetzung Violinen, Hackbrett, Akkordeon, Klarinetten und Kontrabass) begegnen wir in den Tänzen aus dem Schwarzwald ebenfalls echter Volksmusik in der Besetzung 2 Klarinetten, Trompete und Streichtrio. Die Tanzweisen, von keinem geringeren als Bertold Hummel (1925 –2002) im Auftrag des SWR gesammelt und gesetzt, verströmen reine Fröhlichkeit und Humor. Die Musik der Alpenregion entbehrt selbstredend diese Attribute nicht, vermittelt jedoch durch häufig tritonische Wendungen eine gewisse Abgründigkeit, die auch in die Kunstmusik z.B. bei Schubert, Mahler und Alban Berg (Violinkonzert 1935 – darin die „Kärntner Weise“) hineinwirkt. Neben der Partitur erscheinen reich mit Landschaftsmotiven des Schwarzwalds illustrierte Instrumentalstimmen. Es darf nicht verschwiegen werden, dass die Blasintrumente überwiegend „die erste Geige“ spielen. Ein gelungener Beitrag zur Volksmusik im engeren Sinn des Wortes, also nicht zur „volkstümlichen“ Musik. Werner Merkle | ||||