BERTOLD HUMMEL - Texte zu den Werken: Mimis Tastenspaß


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Mimis Tastenspaß - Sechs Klavierstücke für kleine und große Enkelkinder (1998-2002)

I. Kleine Fanfare

II. Gute Laune

III. Wiegenlied

IV. Gänsemarsch

V. Schlaflied

VI. Kleiner Fasnachtsmarsch

 

Aufführungsdauer: 6 Minuten

Verlag: Robert Lienau Musikverlag RL 40990 ISMN M-011-40990-9

Musicaphon M 55716

 

Vorwort (Robert Lienau Musikverlag)

Liebe Mimi,

beim Durchsehen von Großvaters Notenbergen, habe ich noch sechs kleine Klavierstücke gefunden, die er in den letzten Jahren seines Lebens für Euch Enkelkinder geschrieben hat.
Mit der kleinen Fanfare begrüßte er Johannes Augustin am ersten Tag seines Erdendaseins. Schon raffiniert, wie er die zwei Namen zu einer hübschen Musik zusammensetzte. (Am Schluss hat übrigens noch ein anderer Komponist unterschrieben.Vielleicht findest du den Namen heraus?) Die zweite Komposition war ein Lieblingsstück von ihm, denn wenn er Gute Laune hatte, spielte er es immer wieder stillvergnügt für sich am Klavier. Warum er für Clara und Sven zum ersten Geburtstag ein Wiegen- bzw. Schlaflied geschrieben hat, muss ich dir als passionierter Babysitterin nicht weiter erklären. Beim Gänsemarsch für Rafael und deinem kleinen Fasnachtsmarsch hat es meinem Papa wieder mal gefallen, die Geschicklichkeit Eurer Hände durch Übergreifen und durch Oktavierungen in entlegenere Regionen der Tastatur herauszufordern. Wenn du das gut übst, wirst du bald deinen Tastenspaß haben.

Mit den besten Wünschen

Dein Martin

 


Presse

NMZ Februar 2008

Diese sechs Klavierstücke für kleine und große Enkelkinder stammen aus der Feder Bertold Hummels (1925-2002) und sind humorvolle Liebeserklärungen eines Großvaters in musikalischer Form. Der Sohn Martin Hummel fungiert als Herausgeber; schließlich fand er die Miniaturen, die aus Freude über die Geburt der Enkel oder zu ähnlichen freudigen Anlässen entstanden, in den Notenbergen seines Vaters. Tatsächlich handelt es sich um witzig illustrierte Stückchen, nicht schwer zu spielen, mit Sinn für den Anspruch junger Menschen. Als Einstand gibt es eine "Fanfare", darin versteckt sind die Namen des Enkels und des Großvaters. "Gute Laune" swingt herzerfrischend, der "Gänsemarsch" holt schwungvoll aus, "Kleiner Fastnachtsmarsch" tutet und trommelt frech, kontrastierend dazu präsentieren sich "Schlaflied" und "Wiegenlied" (wohlüberlegte Geschenke zum 1. Geburtstag ...) Unterschiedliche Charaktere ziehen natürlich auch besondere spieltechnische Anforderungen nach sich. Hier lassen sie sich sicher auf recht angenehme Weise bewältigen!
Anke Kies

 

Schweizer Musikzeitung, Mai 2006

Die Stücke 2-6 sind in klarem Dur konzipiert, das aber mit chromatischen Zusätzen reizvoll gefärbt wird, am wirkungsvollsten in den Stücken 2 und 6. Das tonale Empfinden des Kindes mag damit zunächst irritiert werden, doch nur vorrübergehend. Sehr bald wird es die Begründung dieser Zusätze einsehen und schätzen lernen. Das erste Stück "Kleine Fanfare" geht eigene Wege: Es folgt den musikalisch verwertbaren Buchstaben im Namen des Enkels Johannes Augustin (Hummel), am Schluss auch Bertold Hummels und Bachs. Es endet in E-Dur. Dass das dis in diesem Satz als es notiert wurde, geschah natürlich aus verzeihlichen Gründen.

 

Üben & Musizieren 5/2006, Seite 63


Klavierschüler und -lehrer dürfen sich freuen: Der Verlag Lienau hat einen neuen Band mit Stücken von Bertold Hummel – „für kleine und große Enkelkinder“ – herausgegeben. Es handelt sich um eine ansprechende Fortsetzung der Sammlung Tastenspiele und auch bei Mimis Tastenspaß sind die Illustrationen von Ulrike Müller vergnügt und liebevoll zugleich.
Bertold Hummel studierte ab 1947 in Freiburg bei Harald Genzmer Komposition und bei Atis Teichmanis Violoncello. Er atmete den Geist der „Nachholeuphorie der Heimkehrer-Generation“, wie er es selbst formulierte, und wurde von der Aufbruchstimmung der 50er Jahre mitgerissen. Neben Genzmer boten Hindemith, Messiaen und später auch Strawinsky die Impulse, die Hummel am meisten prägten.
Im Grunde genommen stellen die späten Miniaturstücke für seine Enkelkinder eine Kompilation seines Schaffens dar. Er selbst äußerte sich einmal: „So sehe ich für unsere gegenwärtige Situation die Möglichkeit, die vielfältigen Erkenntnisse geistig aufzuarbeiten – quasi in einer Synthese dessen, was an vielseitigen Anregungen vorliegt. Meine Liebe zur Tradition und zum sinnvollen (subjektiv gesehen) Fortschritt hat immer meine musikalische Sprache geprägt.“
Hummel, der sich nie zur Avantgarde zählte und dennoch mit deren Strömungen vertraut war, verwendet in diesen Kinderstücken ein Kaleidoskop der Kompositionsmethoden – Reihen, Ostinati, modale Tonalitäten, Polytonalität, Polyfonie, Jazzbausteine etc. Dabei sind die Stückchen überaus wohlklingend und wirken keineswegs experimentell. Umso mehr sind sie – auch durch die ansprechenden Titel und Widmungen – geeignet, jüngeren SchülerInnen die Horizonte der Neuen Musik zu eröffnen.
Das Vorwort von Hummels Sohn Martin bringt eine intime Nuance mit hinein, die einen weiteren Anreiz birgt – der Anstoß für die einzelnen Kompositionen gewinnt plastische Gestalt. Dort heißt es z. B.: „Mit der Kleinen Fanfare begrüßte er Johannes Augustin am ersten Tag seines Erdendaseins.“ Nicht nur die Titel und die Widmungen lassen Schumanns Album für die Jugend durchscheinen. Vor allem die beiden Wiegenlieder erinnern in ihrer Kantabilität und Intimität an die Tonsprache dieses Komponisten.
Auch in pianistischer Hinsicht sind die Stücke pädagogisch wertvoll. Die SpielerInnen erschließen den Klavierraum, überkreuzen die Hände, lassen Melodien in andere Lagen wandern, fügen im Notenfluss einzelne Töne zum Cantabile zusammen oder lassen einfach flott und wohlartikuliert die Finger laufen – und dies alles mit einer vom Komponisten wohldurchdachten Einfachheit, die an keiner Stelle überfordert.
Mimis Tastenspaß richtet sich an SchülerInnen der oberen Elementarstufe – Kinder („jüngere und erwachsenere“) und jung gebliebene Ältere gleichermaßen – und vermag wohl jeden mit seiner schillernden Musizierfreude zu begeistern.
Barbara Pikullik