BERTOLD HUMMEL - Texte zu den Werken: opus 55a Zurück zur Verzeichnisliste |
Die
letzte Blume - Ballett
nach einer Idee von James Thurber, op. 55a (1974/75)
I.
Movimento infernale und Pas de deux II.
Scherzo III.
Notturno IV.
Danza V.
Intermezzo meccanico VI.
Mascherata VII.
Finale
Uraufführung:
4. Mai 1975, Würzburg, Stadttheater Orchester: 3.3.3.3 - 4.3.3.1 - Pk., Schlgz., Hrf., Streicher Aufführungsdauer: 55 Minuten Autograph: Verlag: N. Simrock Hamburg-London (Boosey & Hawkes) Video: Hummelwerke auf Youtube Szenenfotos:
Strukturskizze VI. Mascherata: Handlungsbeschreibung des Komponisten zur Uraufführung 1974Ia Der Diktator verkörpert Macht und Gewalt. (Solo) Seine Helfer bekräftigen ihn. (Pas de quatre) Aufrüstung und militärische Machtentfaltung führen zwangsweise zu Machtanwendung und schließlich zu einem mörderischen Weltkrieg, der eine nahezu vollständige Zerstörung von Mensch, Tier und Vegetation nach sich zieht. Die übriggebliebene, stark dezimierte Menschheit ist ohne Lebenswillen und völlig apathisch. (Corps de ballet) Ib Im Zustand völliger Leere erblüht einsam eine Blume und entfaltet voll ihre Schönheit. (Solo) Da sie von Niemand wahrgenommen wird, sucht sie sich bemerkbar zu machen. Vergeblich versucht sie die wie versteinert an der Erde kauernden Gestalten in ihren Bann zu ziehen. Endlich gelingt es ihr, den Blick eines jungen Mädchens auf sich zu lenken. Angerührt durch die Schönheit der Blume erwacht das Mädchen in seinen Sinnen, ihr Lebenswille wird geweckt und ihr anfängliches Staunen wandelt sich in Freude und Begeisterung (Tanz: Mädchen + Blume ). Nun will sie ihre Entdeckung auch anderen Menschen mitteilen. Nach verschiedenen Versuchen gelingt es ihr, einen jungen Mann auf die Blume aufmerksam zu machen. Auch er wird von der Schönheit der blühenden Blume angerührt und verspürt neue Lebenslust. Gleichzeitig erwacht in ihm die Liebe zu dem jungen Mädchen. In einem großangelegten Pas de deux kommt diese Liebe zur vollen Entfaltung. (Wiederholt taucht die Blume im Hintergrund auf, als Quelle neuen Lebenswillens.) II Kinder tanzen naiv und fröhlich in eine hoffnungsvolle Zukunft. (Corps de ballet) III Junge Menschen erfahren den Zauber einer mondklaren Nacht. (Pas de quatre) IV Verschiedene Stände bauen optimistisch eine neue, friedvolle Welt. (Corps de ballet mit Soli) V Der Wissenschaftler lebt nur der Forschung und dem Fortschritt. (Solo) VIa Die Künste (Spielleute, Akrobaten, Gaukler) feiern fröhliche Urständ. (Soli, etc.) VIb Ein Jahrmarkt - der Inbegriff friedvoller Lebensfreude - vereint alle Gruppen zu heiterer Feier. (Tutti) Zwei Jahrmarktschreier treten auf, die zunächst ihre Ware anpreisen. Das Volk zeigt sich an beiden interessiert. Die Kontrahenten erscheinen in immer neuem Gewande und ändern die Art ihrer Angebote. Zuletzt treten sie als politische Parteiredner auf - der eine als Liberalist - der andere als Radikalist. Die Masse schlägt sich auf die Seite des Radikalpolitikers, während sein politischer Gegner an Anhängerschaft verliert. Schließlich wird der Liberale auf Befehl des "Diktators" niedergemacht und gemeuchelt. VII Der Diktator genießt seine Macht (wie zu Beginn) und verbreitet Gewalt. Wieder erfolgt eine Entwicklung zur bewaffneten Auseinandersetzung. Mörderische Zerstörung, diesmal so vollständig, dass für Mensch und Tier keine Lebenschancen mehr bleiben. Bei ungünstigsten Lebensbedingungen erblüht zaghaft die "letzte Blume " noch einmal, findet aber keine Resonanz und vergeht. Werkeinführung Im
Jahre 1974 erhielt ich den Auftrag von den Städtischen Bühnen in Würzburg
eine Ballettmusik zu James Thurbers Bilderparabel "Die letzte Blume"
zu liefern. Die "Letzte Blume" ist ein melancholisches Gleichnis von der Sinnlosigkeit der Historie. Zerstörung und Aufbau reihen sich zu einer endlosen Kette, und warum ein Krieg eigentlich geführt worden ist, hat man hinterher vergessen. Das Bilderbuch beginnt mit einer Katastrophe, es zeigt die Menschen, die "noch einmal davongekommen sind", armselige, nackte, apathische Geschöpfe, die nichts mehr von Liebe, Schönheit und Hoffnung wissen; es zeigt die wiedererwachende Lebensfreude, den Neubeginn, den Wiederaufbau – und es endet mit der nächsten, noch gründlicheren Katastrophe. Man könnte die Parabel für tiefsten Pessimismus nehmen, doch birgt sie einen optimistischen Kern: den Glauben ans Unzerstörbare, an die Blume. Die letzten Menschen von gestern sind zugleich die ersten Menschen von morgen. Die einzige Blume, die der totalen Zerstörung entrinnt, wird zur Stamm-Mutter einer neuen Flora auf Erden. In dieser Bildergeschichte legt Thurber, bewußt oder unbewußt, ein Selbstbekenntnis ab: der Glaube an den Menschen ist in ihm um ein kleines, entscheidendes Stückchen größer als die Verzweiflung über seine Torheit. In meiner Version ist allerdings der Glaube an den Menschen auf ein Minimum geschwunden und ist der Verzweiflung über seine Torheit gewichen. Sie signalisiert das Ende des Rundtanzes und stellt dies als Mahnung in diese unsere Zeit, die in unvergleichlicherweise durch atomare Selbstvernichtung bedroht ist. Bertold Hummel
Zur
Musik Trotz der großen stilistischen Einheit einer unverkennbar persönlichen Handschrift weist Bertold Hummels Ballettkomposition "Die letzte Blume", bedingt natürlich durch das Bühnengeschehen, große Gegensätze auf. Stampfende Soldatenmärsche – kindliches Spiel, maschinenhafte Automatenpräzision – zart erblühendes Tonfiligran, um hier nur die hervorstechendsten der Kontraste zu nennen, bieten kaum Verständnisschwierigkeiten. Sie nehmen Bezug auf das, was auf der Bühne getanzt wird und werden spontan als Sinnbilder für charakteristische Grundtypen menschlichen Verhaltens erkannt. Die kompositorischen Gesetzmäßigkeiten sind jedoch weitaus vielfältiger und erschöpfen sich keineswegs in derart plakathaften Anspielungen auf die Handlungsrealität. Sieben Sätze folgen – teils in sich abgeschlossen und einheitlich, teils mehrgliedrig – der Handlung und verknüpfen deren Phasen mit rein musikalischen Mitteln, wodurch die Musik neben aller inhaltlichen Determination ein hohes Maß an symphonisch-konzertanter Eigenständigkeit erhält. Der erste Satz Movimento infernale und Pas de deux exponiert die Problematik durch einen groß angelegten Antagonismus. Nach den Wellen einer sich aufbäumenden Klangfläche, in der sämtliche zwölf Töne der Tonleiter simultan erklingen, wird mit verbissener Penetranz eines der Hauptintervalle des Werks gehämmert, der Tritonus E–B, dem sich bald darauf eines der beiden häufig wiederkehrenden Themen zugesellt: Dieses Thema, geprägt durch Tritonusschichtung und militante Rhythmik, tritt im weiteren Verlauf symbolisch immer dort auf, wo das Geschehen um Gewalttätigkeit kreist. Mit seinem ersten Auftreten wird ein Diktator gezeichnet und umgeben von Blechbläserfanfaren, die solange reine Dreiklänge übereinanderschichten bis das chromatische Total erreicht und der Klang immer stärker durch sich selbst eingetrübt wird. Im Untergrund erklingt weiterhin das Erkennungsthema des Diktators, hier in Abwandlungen: Dazu kommen nach einigen Takten die Motive der Schergen des Diktators. Quasi-tonale Reste, wie z. B. dominantische Quinten, durchziehen das stark chromatisch eingefärbte Material und geben ihm stets dann einen gewissen trivialen Anstrich, wenn nichtige Geschäftigkeit und unreflektierte Konvention gemeint sind. Nachdem solcherart die Präsentation von Macht einen Höhepunkt erreicht hat, setzt – musikalisch gesehen quasi die erste Durchführung – eine auf den bekannten Motiven und Klängen aufbauende Schlachtschilderung ein, in der das Material rhythmisch und koloristisch zerfasert wird. Es wird an dieser Stelle ein Effekt vorweggenommen, der im 6. Satz zur Virtuosität sich steigert: im Aufmarsch der einander befehdenden Truppen überlagern sich mehrere Phrasen mit jeweils anderer Periodik und bilden eine sehr dicht gewebte Struktur. In bizarrer Verfremdung erstarrt das Getümmel nach einer Klimax, und hinter der Bühne, sozusagen aus einer anderen Welt, erklingt als Gegenpol zu allem bisher Dagewesenen das Thema der Blume: Darauf antwortet das Vibrafon aus dem Orchester und überführt in einem Zwiegespräch mit der Flöte die gewissermaßen übersinnliche Vision in die reale Welt. Es leitet einen Pas de deux ein, den schwebenden und immer drängender werdenden Tanz zweier Liebender, der – zweimal vom Blumenthema in Gang gesetzt – die beißenden Intervalle des Hauptthemas zu Leittönen neutralisiert und der lichteren Klangwelt reiner Dreiklänge Platz macht. Diese breitet sich aus, verfremdet, aber stets durchsichtig im Klang, im anschließenden Scherzo, dessen kindlich-naive Tanzliedmelodik geprägt ist von Terzen und reinen Quinten, und das durch seinen Dur-Schluß eine innere Verbundenheit mit dem folgenden Satz an den Tag legt. Reine Dreiklänge beherrschen das Notturno, den dritten Satz. Hauptthema und Gegenthema sind in lyrischer Zartheit verwandelt und ineinander verschlungen und erfüllen die Funktion des langsamen Satzes in einem symphonischen Organismus. Dem idyllischen Satzkomplex folgt in abruptem Wechsel eine Danza des Volks, ein von trivialer Melodik und banaler Rhythmik getragener, scheinbar optimistischer Satz, der in der Collage des 6. Satzes weiter verarbeitet wird, an dieser Stelle aber keine Verbindung zu den leitenden Themen des Werk-ganzen aufweist. Diese hingegen treten im 5. Satz, einem Intermezzo meccanico, markant zu Tage. Während das Blumenthema nur einmal wie eine flüchtige Vision und mit der Wirkung eines störenden Fremdkörpers aufscheint, tritt das Hauptthema ständig auf, und zwar in charakteristischen Veränderungen, durch die seine ursprüngliche Agogik in den wohlkalkulierten Gestus kühler Rationalität umschlägt. Gemäß seiner Bezeichnung praktiziert das Intermezzo die Satztechnik, von der das gesamte Werk nicht unbeeinflußt ist – die Reihenkomposition – in absichtlich mechanistischer Weise und wird so zum Sinnbild kalter Berechnung. In wirkungsvollem Kontrast dazu steht die Mascherata, in welcher sich der Kreis zum ersten Satz schließt. Immer unausweichlicher löst sich aus der höchst artifiziellen Überlagerung verschiedener Klangschichten ein einziges musikalisches Profil, das des Diktators, welches als einziges übrig bleibt, nachdem alle übrigen Themen verstummt sind. Sämtliche Themen, seien sie aus den vorangehenden Sätzen zitathaft herüber geholt, seien sie neu hinzugekommen, Leierkastenmelodie, Tanzlied, das vom Blumenthema abgeleitete Thema des Demokraten, alles, was sich dem Hauptthema zugesellte oder ihm entgegenstellte, fällt zurück und macht dem Diktator Platz, der im Finale in einer gerafften Reprise des Movimento infernale seine eingangs präsentierte Machtentfaltung fortsetzt. Knapp und resignierend klingt die Reminiszenz der Flötenkadenz, ehe sich ein atmosphärischer Streichervorhang in zunehmender Verdichtung vor alles Geschehen legt und es auslöscht. Klaus Hinrich Stahmer (in: Blätter des Stadttheaters Würzburg, Spielzeit 1974/75 - Heft 19)
Claus Kühnl: Die letzte Blume - eine Werkbetrachtung Ein Jahr Arbeit »Die letzte Blume« von James Thurber, eine satirische Geschichte in Bildern über die ewige Wiederkehr der gleichen menschlichen Dummheit, interessierte Ballettmeister Klaus Meyer seit vielen Jahren als Grundlage eines Balletts. Schon vor über zwei Jahren wurde ein erster Versuch unternommen, diesen Stoff für die Würzburger Ballett-Truppe komponieren zu lassen. Im Mai letzten Jahres gelang es dann Prof. Bertold Hummel für das Werk zu gewinnen. In langen Sitzungen besprachen Ballettmeister und Komponist, zusammen mit dem Bühnenbildner und dem Dramaturgen das Sujet und seine Umsetzbarkeit auf das Theater. Vor allem ging es dabei um die Frage, ob wir eine Groteske aus diesem Stoff machen sollten, um den Wahnwitz der ständigen Wiederholungen von Kriegen durch ein befreiendes Lachen zu dekouvrieren. Je länger wir aber über die Probleme sprachen, die der Krieg heute für die Menschen bedeutet, desto mehr kamen wir zu der Auffassung, daß eine komisch-groteske Lösung zu harmlos wäre. Nach dieser grundsätzlichen Entscheidung, galt es eine Reihe von Einzelfragen zu lösen. Die Vorlage von Thurber war außerordentlich personenreich und hätte ein Ballett von zweieinhalbstündiger Dauer ergeben. Da wir planten, das Ballett zusammen mit einer Oper aufzuführen, sollte es nicht länger als maximal 60 Minuten dauern. So wurde alles überflüssig Erscheinende weggelassen, die Geschichte auf ihren eigentlichen Kern reduziert. Eine Verknappung, die der Erzählung eines Stoffes durch Tanz, Bewegung sehr entgegenkommt. Konsequenz all dieser Änderungen der ursprünglichen Vorlage war dann auch, daß unser Ballett mit der totalen Vernichtung des Lebens endet, anstatt die unveränderte Widerkehr des immer gleichen darzustellen. Nachdem so die Grundlagen des Librettos festgelegt waren, trafen sich Komponist und Choreograph viele Male und einigten sich auf die Details, die festgelegt sein müssen, bevor die Musik geschrieben werden kann. Im Sommer 1974 wurde dann der Großteil der Musik komponiert. Seit etwa Mitte Oktober arbeitete die Ballett-Truppe an der Einstudierung, neben all den täglichen Aufgaben, die in Oper und Operette anfallen. (in: Blätter des Stadttheaters Würzburg, Spielzeit 1974/75 - Heft 19) "Die
letzte Blume" von James Thurber ist die Grundlage des Balletts. Es ist
eine satirische Geschichte in Bildern, die eindringlich vor Augen führt,
dass die Menschheit aus ihren Erfahrungen nicht klug geworden und aus der Geschichte
nichts gelernt hat. Sie kann den Kreislauf von Krieg, neuer Hoffnung, Aufbau und
wieder Krieg nicht durchbrechen. Das Funktionieren von Macht, mit ihrer gefährlichen
Verselbständigung wird in diesem Werk demonstriert. Die nächste Zerstörung
könnte die letzte sein. Presse Bertold Hummel erzählt in seinem Ballett "Die letzte Blume" (nach einer Idee von James Thurber) eine knappe, einprägsame und aufrüttelnde Geschichte und erweist dabei ein nicht alltägliches Talent für plastisches, bühnengerechtes Gestalten – von der detaillierten dramatisch-tänzerischen Geste bis zum kontrastierend akzentuierten klanglichen Hintergrund verschiedenartiger Szenen. Ballettchef Erich Payer fand hierin die ideale Basis für seine wirkungsvolle Choreographie, mit der er diese günstigen Gegebenheiten in sinnfällige Bewegung umsetzte: Ein machtbesessener Diktator vernichtet alles in einem verheerenden Krieg. Die "letzte Blume" richtet sich zart und zerbrechlich wieder auf; ihre scheue Grazie macht einem Liebespaar Mut, Kinder beginnen wieder zu spielen, Häuser werden aufgebaut, Burschen und Mädchen träumen vom Glück, die Arbeit der Erfinder setzt wieder ein, Künstler warnen vergeblich. Eine Wissenschaftlerin macht eine Entdeckung: In die Buchstaben "A-O-M‘ (Symbol fernöstlicher Gottesanrufung) setzt sie ein "T" ein und gewinnt das ATOM. Den Mißbrauch ahnend schleppt sie das "T" wie ein Kreuz mit sich fort, doch der Diktator entreißt es ihr und setzt es für einen Vernichtungskrieg ein, den niemand mehr überlebt. Vor dem Hintergrund eines Atompilzes stirbt auch die letzte Blume - entstellt und verzerrt. Das Augsburger Publikum wußte die hervorragenden Leistungen aller an dem sehenswerten Abend Beteiligten voll zu würdigen. Prasselnder Beifall und Bravo-Rufe waren der spontane, herzliche Dank.
Süddeutsche Zeitung 15.5.1984 "Die letzte Blume" geriet zur aufregenden Mahnung bei einem Thema, das sonst meist zu Platitüden verführt.
Augsburger Allgemeine 1./2.5.1984 Hummels Musik, ganz der Aktion auf der Bühne zugeordnet, ist farbig, effektvoll, plakativ, schlagkräftig in des Wortes eigentlicher Bedeutung. Fünf Schlagzeuger sitzen im Orchester, um den Vernichtungsangriff auf die Menschheit zwischen Krieg (am Beginn) und Atomkrieg (am Ende) die nötige Brisanz zu geben. Elektronische Klänge sind mit eingebaut. Wenn es darum geht Arbeitsmonotonie sowohl wie Hektik aufzuzeigen, greift er zur seriellen Technik. Hübsche Kontrastwirkungen bieten das "Scherzo" der spielenden Kinder, die sich — reizender Einfall im folgenden "Notturno" — flugs zu träumenden Mädchen wandeln. Mehr komisch denn verschreckend kämpft eine Wissenschaftlerin um ihr Atom, ehe es ihr ein Diktator entringt.
Mainecho 7.5.1975 "Die letzte Blume" mit Hummels überaus eindrucksvoller Musik versehen, fand beim Publikum sehr lebhafte Anteilnahme.
Badische Neueste Nachrichten, Karlsruhe 12.5.1975 Die Komposition von Bertold Hummel ist im besten Sinn modern, sie begnügt sich nicht mit Harmonien, sie zeigt auch das Zerrissene der modernen Welt im Rahmen einer reichen Klangpalette. Diese bühnenwirksame, aussagekräftige Musik hat Substanz.
Nürnberger Abendzeitung 9.5.1975 Der eingängigen Musik sind vor allem in den stark illustrativen, dramatischen Szenen herrlich kräftige Farben zu bescheinigen.
Das Orchester 7/8 -1975 ... ein Erfolg, der um so bemerkenswerter ist, als er von einem bisher kaum an neue Musik gewöhnten Publikum ausgeht. Daran ist wohl nicht zuletzt die musikalische Komposition maßgeblich beteiligt, die auch ohne Zugeständnisse in den musikalischen Mitteln ein hohes Maß an Überzeugungskraft besitzt. Soll man Hummels Werk stilistisch einordnen, kann man nur schwer begrifflich eine Vorstellung davon vermitteln, denn es folgt mehreren, einander ausschließenden Richtungen. Daß sich damit jedoch eine besondere Absicht verbindet, wird offenkundig, wenn man über die gesellschaftliche Relevanz der Mittel nachzudenken bereit ist. So wird, um hier nur einiges zu nennen, Dodekaphonie dort eingesetzt und artistisch perfektioniert, wo sich im Stoff kalt berechnende Kalkulation an einem Forschertyp personifiziert, dem soeben die Erfindung einer neuen, allesvernichtenden Wunderwaffe gelungen ist. Triviales Materialdenken mit plakathaft aufgesetzten Tonika-Dominant-Beziehungen und mitreißender Rhythmik hingegen ist dort angesiedelt, wo es um die Kritiklosigkeit und den grundlosen Optimismus der Massen geht.
Pazifistische Rundschau München 3/75 Das Werk, das bei seiner Premiere spontan zu überzeugen vermochte - es gab keinen Zuschauer, der sich der Ernsthaftigkeit der Aussage und dem ästhetischen Reiz der Darstellung entzogen hätte - müsste nun seine Weg über die Bühnen machen, um seine Standfestigkeit unter Beweis zu stellen. Die Voraussetzungen dazu bringt es mit.
Literatur-Tipp: The Last Flower - A parable in pictures by James Thurber
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