BERTOLD HUMMEL - Texte zu den Werken: opus 107b Zurück zur Verzeichnisliste |
Asiago für Schlagzeug und Violoncello, op. 107b (2001)
Asiago Anfang
Uraufführung:
5. August 2001, Asiago (Italien), Duomo di S. Matteo Aufführungsdauer: 16 Minuten Widmung: Roberto Brazzale gewidmet Schlagzeuginstrumentarium: Vibrafon, 2 TomTom, 2 Bongo, Kleine Trommel, Templeblocks, 4 Becken, Nietenbecken, Gong (Durchmesser 50cm, wenn möglich größer), TamTam, Triangel, Chimes, Kuhglocke, Vibraslap Autograph:Titel: ASIAGO für Schlagzeug und Violoncello op. 107b Umfang: 12 Seiten Datierung: 9.7.01 Verlag: Schott Music Partitur und 2 Stimmen ED 9721 / ISMN M-001-13640-2
Video: Hummelwerke auf Youtube Vorwort (Schott Music) Im Sommer
2001 komponierte Bertold Hummel das vorliegende Werk als Auftragskomposition des
"Asiago Festival" und vereinigte in dieser groß angelegten "Fantasia
in einem Satz" - wie er es selbst bezeichnete - zum ersten Mal sein zeitlebens
bevorzugtes Instrumentarium. Martin Hummel
Folgende
Ansprache hielt Bertold Hummel am 5. August vor der UA von ASIAGO im Duomo di
S.Matteo in Asiago: In
einer Zeit der zunehmenden Säkularisation hat der schöpferische und
auch wohl der nachschöpferische Künstler die Aufgabe, seine Mitmenschen
auf das Transzendente, auf das Unerklärbare und auch Unbeweisbare hinzuweisen.
Die Sprache der Musik - als der vielleicht Weltumfassendsten - kommt hierbei eine
besondere Bedeutung zu. Die Darstellung des Leides und Grauens allein kann nicht
der immanente Bestandteil eines Kunstwerkes sein. Der Hinweis auf Tröstung
und Hoffnung ist unabdingbar. Darüber hinaus geben Leben, Natur und für
den Glaubenden auch Gotteserkenntnis genügend Anlass zu Lob und Dank. Meine
musikalische Sprache ist nachdrücklich geprägt durch meinen frühen
Umgang mit dem gregorianischen Choral. Als Sohn eines Kirchenmusikers und Lehrers
kam ich in meiner Jugend in engen Kontakt zu Orgel und Chormusik von Palestrina
über Bach, die Wiener Klassik, zu Bruckner und die Musik der Gegenwart. Kriegsdienst
und Kriegsgefangenschaft (1943-47) waren für mich eine herbe Zäsur!
Mein Studium (Violoncello und Komposition) begann ich ab 1947. Aus der Vielfalt der Anregungen konnte ich einen eigenen Stil entwickeln, dessen Ziel es ist - Musik-Gedanken fassbar zu machen - so meine Meinung - und auf möglichst hohen Level ein Dreieck zwischen Komponist, Interpreten und Hörer zu erstellen. Ein l'art pour l'art -Standpunkt war mir immer suspekt, wie ich auch die Musik Ästetik von Theodor W. Adorno seinerzeit sehr kritisch begleitet habe. Der Intoleranz einer gewissen Avantgarde möchte ich die humane Achtung für alle Wahrheitssucher gegenüberstellen. Zu
der Komposition: "Asiago" lässt sich folgendes sagen: Die Vorgabe
war die Besetzung Violoncello -Schlagzeug ausgeführt von 2 Spielern, die
schon lange mit meinem Schaffen vertraut sind. (Die Schlagzeugtabulatur weist
22 Instrumente auf.) Formal ist das einsätzige Werk gegliedert in 4 Abschnitte, die sich bewegungsmäßig leicht ausmachen dürften (Langsam-schnell-langsam-schnell). Vor einem 5. Schlussteil (langsam-schnell-langsam) einer Coda, ist eine Cadenz der beiden Spieler eingeschoben, in der sie in freier Improvisation die vorgegebenen Modelle verknüpfen können. Man könnte von einer Fantasie sprechen, die den Instrumentalisten sowohl in rhythmisch dramatischer Hinsicht als auch in melodisch lyrischen Passagen viele Gestaltungsmöglichkeiten anbietet. Vom sog. Bartokpizzikato des Violoncellos bis zum mit dem Kontrabassbogengestrichenen Vibrafon. Ich hoffe dass die bis dato sehr selten gepflegte Instrumentenkombination ihre Feuerprobe bestehen wird und bin - wie Sie wohl alle auf die UA sehr gespannt.
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