BERTOLD HUMMEL - Texte zu den Werken: opus 103d Zurück zur Verzeichnisliste |
Tastenspiele - Kleines Klavieralbum für meine Enkelkinder, op. 103d (1996-2000)
1. Semper idem 2. Praeludium 3. Kleine Melodie 4. Karawane 5. Wiegenlied 6. Choral 7. Scherzando 8. Budenzauber 9. Volkslied 10. Der Clown
11. Fingerspiel
12. Ständchen
13. Der Kuckuck
14. Elegie 15. Kleiner Marsch
16. Barkarole Aufführungsdauer: 25 Minuten
Autograph: Verlag: Robert Lienau Musikverlag Frankfurt RL 40790 / ISMN M-011-40790-5
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Im Frühjahr 2002 entdeckte ich kurz vor meiner Abreise nach Griechenland im Schaufenster eines Münchner Musikgeschäfts unter Neuerscheinungen einen Notenband TASTENSPIELE von Bertold Hummel. Ich kaufte mir das Heft und nahm es mit auf die einsame Insel, wo ich jeden Morgen vor der Tagesarbeit daraus spielte. Diese Miniaturen übten große Wirkung auf mich aus und brachten mich immer zu mir selbst zurück. Wilfried Hiller
Presse Piano news 4.02 Bei den "Tastenspielen" handelt es sich um eine Sammlung von 16 leichten bis mittelschweren Klavierstücken, die der Komponist für seine Enkelkinder komponierte. Fast ist man versucht, von modernen "Kinderszenen" zu sprechen; die Stücke sind ansprechend, abwechslungsreich, musikalisch anspruchsvoll und geeignet, gleichermaßen Kinder wie Erwachsene mit zeitgenössischen Klängen vertraut zu machen. Die wunderschönen Illustrationen von Ulrike Müller machen den Band auch optisch zu einem Vergnügen. Aus der Schule von Hindemith und Genzmer kommend, hat er sich schon in den fünfziger Jahren einem "Pluralismus der Kompositionsmethoden" geöffnet. Von Kindheit an mit der Gregorianik vertraut, interessierte ihn zunehmend modale Verfahrensweisen bis hin zur Dodekaphonie - aber seine Neugier galt auch den klanglichen Erweiterungen wie die der Polytonalität oder Messiaens Klangfarbentheorien und den rhythmischen Errungenschaften anderer Kulturkreise. Ein echter Eklektizist also, der in diesem Band mit aus einem kindlichen Geist geschriebener "kindgerechter" Musik ein wahres Feuerwerk an Farben und Stilen ausbreitet. Ein tolles Heft und ein echter Pflichtkauf für alle, die Kinder zu beschenken haben oder selbst noch Kind geblieben sind.
NMZ 10/02 Fingerspiele, Budenzauber,Claunereien und keine Angst vor krummen Tönen: 16 leichte Charakter-Ständchen, liebevolle Souvenirs zum Vorspiel der Jüngsten, jetzt in Memoriam aufgelegt.
Besonders die Widmungen haben es meinen SchülerInnen angetan: Mit detektivischem Spürsinn werden Vermutungen angestellt und Überlegungen geäußert, warum "Der Clown" gerade "für Fabian" gedacht ist, ob dieses quirlig insistierende "Scherzando" wohl dem Charakter von Josephine entspricht, oder ob Rafael ("Karawane") vielleicht gerne auf schwarzen Tasten spielt. Denn jedes der Stücke der Tastenspiele von Bertold Hummel trägt eine namentliche Widmung an eines seiner 16 Enkelkinder. Bertold Hummel lässt in seinem Klavieralbum junge Klavierspieler zu Jongleuren werden: Linke und rechte Hand werfen sich im doppelten Kontrapunkt Spielbälle zu oder transportieren Melodien via Überkreuzen der Hände in andere Oktavlagen. Unabhängigkeit und Koordination der Hände und Finger werden durch Kombination von großen und kleinen Spielräumen bzw. Spielbewegungen, durch differenzierte Artikulations- und Dynamikvorgaben stimuliert. Hummel hält stets die Balance zwischen Komplexität und Einfachheit: Rhythmisch oder melodisch schwierigere Phrasen werden von ostinaten Figuren getragen oder werden selbst zu strukturierenden Musterbausteinen. Sinnfällige Titel regen zur Interpretation an, die Imagination beflügelt auf der Suche nach einer passenden Gestaltung. Die "Barkarole" "für Julia" muss schwungvoll wogen, das "Wiegenlied" "für Charlotte" einen ruhigen Duktus entwickeln, der "Budenzauber" "für Viola" frech aufspielen, "Semper idem" "für Anna" die Permanenz eines ostinaten Motivs unaufdringlich präsentieren. Hummel setzt eine breite stilistische Palette ein, sie reicht von Pentatonik bis zu Chromatik, von modaler bis zu freier Tonalität, von Choralsatz zu jazzigen Mustern. Bei dieser satztechnischen Vielfältigkeit, zu der auch der gekonnte Einsatz von Störfaktoren (harmoniefremde Einschübe gliedern den "Choral", im Quintenzirkel fallende Septakkorde verfremden die einfache Melodie von "Durchs Wiesetal gang i jetzt na" (in "Volkslied") gehört, bietet es sich an, mit Schülerinnen über kompositorische Gestaltungsvarianten zu sprechen. Es wird sich lohnen, die Stücke dieser Sammlung exemplarisch und unter bestimmten Aspekten zu erarbeiten. (Schwierigkeitsgrad: obere Elementarstufe) Maria Zeidler-Kröll
Ostfriesische Nachrichten 7.8.2001 Mit den Kinderstücken von Bertold Hummel standen raffiniert kurzweilige Kabinettstückchen auf dem Programm.
Revue Musicale Suisse / Schweizer Musikzeitung Nr. 4/2003 Die 16 Stücke des vor wenigen Monaten verstorbenen Autors sind ausdrücklich seinen 16 Enkeln gewidmet. Damit hat sich nicht allein eine Fixierung auf einen eingegrenzten Schwierigkeitsgrad (obere Unterstufe, untere Mittelstufe) ergeben, sondern auch eine Zuordnung nach Temperament und Darstellungskraft der Empfängerin oder des Empfängers. Das macht den einzigartigen Reiz dieser Sammlung aus. Es werden ganz unterschiedliche Stilformen aufgezeigt, vom Volkslied bis zu Jazzrhythmnen und -klängen, von einfacher Homophonie bis zu freitonaler Kontrapunktik, von einheitlicher Achtelbewegung bis zu schiefstehenden Off-Beat-Rhythmen. Jedes Stück geht von einer eigenen, klar ausgeprägten musikalischen oder spieltechnischen Idee aus. Bei fast allen Stücken aber scheint ein grundsätzliches Anliegen durch: den vielspältigen Klavierklang, ganz exemplarisch erleben zu lassen im Kontrast von hoch und tief, forte und piano, legato und staccato, Pedalklang. In diesem Sinn sind die Stücke denn auch genau bezeichnet (mitunter anfechtbar, z.B. bei Nr. 3) und fordern in unterschiedlicher Weise die Aufmerksamkeit des Schülers heraus. Das Heft liefert damit vielfältige musikalische und spieltechnische Erfahrungen und bereitet dazu mit den charakterisierenden Titeln, aber auch den lustigen Illustrationen von Ulrike Müller, immer neues Vergnügen. |