Kurt Heynicke (20. September 1891 Liegnitz - 18. März 1985 Merzhausen)


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Bertold Hummel und Kurt Heynicke

Die Beziehungen zwischen der Familie Hummel und Kurt Heynicke mit seiner Frau Grethe bestanden wohl schon seit Heynickes Umsiedlung nach Merzhausen im Jahr 1943. Bertold Hummels Vater Gustav - aus Hüfingen (bei Donaueschingen) kommend - wurde 1932 nach Merzhausen als Oberlehrer an die dortige Volksschule versetzt. Gustav Hummel, kulturell interessiert und in der Gemeinde eine herausragende Persönlichkeit (Ehrenbürger), blieb Heynicke sicherlich nicht lange fremd. Das Ehepaar Heynicke nimmt in Briefen an Bertold Hummel oft Bezug auf seine Eltern.

13. Oktober 1947 vertont Bertold Hummel ein Wiegenlied Heynickes.

Am 22. Oktober 1956 entsteht auf Vorschlag Heynickes ein gemeinsames, gutgelauntes "Badisches Weinlied" für einen Weinliedsänger und Klavier, das Heynicke der Unterhaltungsmusikabteilung des SWF zusendet und welches als zu unpopulär abgelehnt wird.

Nach der Uraufführung von Hummels Oper "Des Kaisers neue Kleider" im Juni 1957 an den Städtischen Bühnen Freiburg schreibt Heynicke einen wohlwollenden Brief an Hummel mit kleinen Verbesserungsvorschlägen für das Libretto. Daraus resultierten wahrscheinlich gemeinsame Opernpläne.

Heynicke schlägt ca. 1959 zwei Stücke vor:
"Die Laternengarage": Zwei Autos, eine Laterne, ein Schrotthändler und ein Polizist sind die Hauptpersonen des Stückes. Häuser sind der Chor.
Der Text wird dem Verleger Bernhard Bosse zugeschickt, der sich von Hummel eine Jugendoper wünscht. Zu weiteren Verhandlungen kommt es nicht mehr.

"Die Jungfrau und der Teufel": Die Blumenbinderin Clara sucht einen Mann. Sie wird von der himmlischen Männerverteilungsstelle zum Teufel geschickt, weil sie sich über den zugewiesenen Mann beschwert. Daraus ergeben sich ungewöhnliche Situationen und eine Moral.
Zu beiden Werken gibt es knappe Skizzen von Bertold Hummel. Heynicke ist bei beiden Projekten eindeutig der aktivere Teil des Teams. Da die Stücke in einem für Heynicke typischen Konversationsstil geschrieben sind, wird Hummel wenig Inspiration gefunden haben, die Dialoge musikalisch zu untermalen.

1961 vertont Bertold Hummel einen Sängerspruch für Merzhausen, den Kurt Heynicke zum 100. Geburtstag des von Hummels Vater Gustav Hummel geleiteten Männergesangsvereins Eintracht Merzhausen dichtete.

1971 vertont Bertold Hummel für ein Liederheft des Breisgauer Sängerbundes (Edition Tonos Darmstadt) das Gedicht "Lobgesang" von Kurt Heynicke, eine Motette für 4stimmig gemischten Chor a capella, die Eingang in das Werkverzeichnis des Komponisten fand.

Hummel besuchte Heynicke immer wieder, wenn er seine Eltern und seine Schwester Elisabeth in Merzhausen besuchte. Man schickte sich Weihnachts- und Neujahrsgrüße.

Die oben genannten Libretti sowie etliche Gedichte für Kinder, die Heynicke Bertold Hummel zur Vertonung anbot, sind im Nachlass des Komponisten erhalten.

Martin Hummel

 

Peter Rau: Kurt Heynicke - Schicksal eines Dichters in Merzhausen 1943 - 1985 - Ein Lese- und Bilderbüchlein

 

Kurt Heynicke 1958

*20.September 1891 in Liegnitz/Preussen
+18.März 1985 in Merzhausen bei Freiburg/Breisgau

 

Biografie
Kurt Heynicke, 1891 in Liegnitz geboren, Arbeiterkind, Volksschüler, Bureaumensch, Kaufmann.
Lächelst Du, Mensch, der Du fühlst dies gesegnete Dasein?
Oh, wir sind nichts. Ein Tier im Stall. Nur unsere Seele ist manchmal ein Dom, darin wir zueinander beten können.
Geboren 20. September 1891 in Liegnitz, Schlesien. Volksschule: Liegnitz, Dresden, Zeitz, Berlin. Danach Büroangestellter bei Versicherungsgesellschaft. Als Zwanzigjähriger Tuberkulose. Heilstätte. Frühere Versuche, zu schreiben, nach Heilung wieder aufgenommen. Erstes Gedicht bei HERWARTH WALDEN im <Sturm>. Weitere folgen. Dort auch erster Gedichtband <Rings fallen Sterne>. Krieg. Vier Jahre Soldat. Auch als Soldat lyrisch produktiv (siehe Abschnitt <Die Hölle Erde> in <Das namenlose Angesicht>). Nach Ende des Krieges wieder Büroangestellter in einer märkischen Kleinstadt, in Duisburg beim Klöckner-Konzern, in Solingen bei der Deutschen Bank. Zwischendurch Versuch, als freier Schriftsteller zu leben. Aufenthalt bei dem Dichter ALEXANDER VON BERNUS auf Stift Neuburg bei Heidelberg. Dort geistige Berührung mit STEINERS Anthroposophie. 1919 Kleistpreis für meinen Gedichtband <Das namenlose Angesicht>. 1933 als Dramaturg an das Düsseldorfer Schauspielhaus der LUISE DUMONT - GUSTAV LINDEMANN, die 1920 schon mein Bühnenstück <Der Kreis> aufgeführt hatten. Nach zwei Jahren zum Stadttheater in Düsseldorf, dort führte ich auch Regie. Diese Theaterjahre sind für mich sehr fruchtbar gewesen: ich habe eine Reihe von Theaterstücken geschrieben, die alle an guten Bühnen aufgeführt wurden.
1932 zog ich nach Berlin, dort arbeitete ich auch für die Ufa. Von einer bestimmten Zeit an fühlte ich mich zum Roman hingezogen. Ich gestehe offen, es sind Romane, die man in Deutschland mit <Unterhaltung> bezeichnet. Schließlich zog ich von Berlin an den Rand des Schwarzwaldes in die Nähe von Freiburg. Ich bin ein Fabulierer, aber ich wäre ein schlechter Fabulierer, wollte ich meine Leser nicht auch unterhalten. Ich habe nach dem Kriege eine Reihe Hörspiele verfaßt und wurde dafür zweimal mit Preisen ausgezeichnet. Und vor allem: ich schreibe noch immer Gedichte. Ich bin, die menschlichen Entwicklungen eines Lebens einbegriffen, gläubig geblieben, wie in der ersten Zeit meines lyrischen Schaffens.

Kurt Heynicke (1951)

SZ zum 90. Geburtstag