Claus Kühnl *1957 Zurück zur Verzeichnisliste |
Dunkle
Frage (2003) für vier Kontrabässe Michinori Bunya / Katrin Triquart / Choul Won Pyun / Ryutaro Hei Aufführungsdauer: 7 Minuten Verlag: Musikverlag Hofmeister FH 3226 Eine Art Passacaglia über eine Zwölftonfolge: pasar una calle: in diesem Fall die Darstellung eines Kondukts, welcher binnen kurzem, durch einen Aufschrei unterbrochen, ins Stocken gerät. Dieser Wechsel zwischen relativ gleichmäßigem Schreiten und Episoden, die sich durch gewisse, dem Denken des Komponisten Bertold Hummel verwandte, rhetorische Figuren auszeichnen, bestimmt die Gesamtform. Claus Kühnl "Offene
Weite..." (1996/99) für Kontrabaß
und Klavier (Flügel) Michinori Bunya / Catherine Vickers Aufführungsdauer: 26 Minuten Verlag: edition gravis EG 570 (aufwändig kalligrafiertes Aufführungsmaterial)
Die Komposition besteht aus einem Satz, der in sechs Sektionen gegliedert ist, die wiederum in weitere Sektionen unterteilt sind: I. Introduktion 1 (langsam) II. Introduktion 2 (schnell - langsam) III. 10 Variationen (wechselnde Tempi) IV. Cantabile (langsam) V. Ritmico (schnell) VI. Coda (langsam) Ab Introduktion 2 werden die Tonhöhenbeziehungen durch eine Folge von 40 Tönen reguliert, wobei jedem Buchstaben des Satzes OFFENE WEITE - NICHTS VON HEILIG und der Spiegelung der Worte NICHTS HEILIG ein Ton zugeordnet wurde (Der Buchstabe G wurde wie CH behandelt). Die so entstandene Tonfolge enthält alle 12 chromatischen Töne mit entsprechenden Tonwiederholungen, beginnend und schließend mit dem Ton d, welcher desöfteren im Verlauf der Komposition als horizontaler Zentralton benutzt wurde. Daneben wurde der Ton Fis häufig als vertikaler Zentralton gesetzt, den Ton d als 13. Partialton (temperiert) im Akkord enthaltend. Neben diesen "tonalen" Feldern gibt es auch "atonale" Reihenbildungen, gleichsam zwölftönige Konzentrate der ursprünlichen Tonfolge, indem jeder bereits vorhandene Ton übersprungen wurde. (Ab Introduktion 1). Für die Regulierung der Tondauern machte ich häufig vom Prinzip der Isoperiodik sowie der Isorhythmik Gebrauch. In der Coda werden die Töne in drei Ebenen durch die Benutzung der Fibonacci-Proportionen-Reihe in Bezug auf die Dauern fest miteinander verspannt: Klavier / rechte Hand: 2 3 5 8 13 21 13 8 5 3 2 1 Klavier / linke Hand: 8 13 21 13 8 5 3 2 1 2 3 5 Kontrabaß: 13 8 5 3 2 1 2 3 5 8 13 21 (7 Dauern zu je zwei Sechsergruppen sich ausdehnend und schrumpfend angeordnet.) Den
Schwerpunkt der Komposition bilden die 10 Variationen, die als eine Reihe von
unterschiedlich langen in sich geschlossenen Sektionen geformt sind. Wie bei einer
Mutation treten in jeder Variation unerwartet neue Klangereignisse auf, die das
Material für die folgende oder übernächste Variation abgeben. »Merci, mes chers amis…« (2021) für Klavier UA I. »Timbre« in memoriam Bertold Hummel II. »Silence perverti« in memoriam Hans Ulrich Engelmann III. »Toujours« in memoriam Henri Dutilleux Uraufführung: 29. April 2022, Frankfurt am Main, Clara Schumann Saal Claus Kühnl
Claus Kühnl (Hochschulmitteilungen 2001-2002, Hochschule für Musik Würzburg)
Obwohl beeindruckt von Werken der französischen Meister O. Messiaen und H. Dutilleux, findet er zu ganz eigenen Form- und Klanggestaltungen. In seinen Arbeiten für Klavier, die einen der Schwerpunkte seines bisherigen Schaffens darstellen, lässt sich eine sehr phantasievolle Behandlung des Instrumentes erkennen. Die äußerst subtile Anwendung verschiedener Klangerzeugungen (auch im Inneren des Flügels) schafft das Bild eines stimmigen ästhetischen Kosmos, der auch in der Komposition „im horizont hätten fahnen zu stehen" seinen überzeugenden Ausdruck findet. Dieser Zyklus für Klavier mit Präparationen aus dem Jahr 1987 besteht aus sieben Sätzen und drei Einschüben (Parenthesen) quasi Überleitungen mit der Funktion der Nach- bzw. Vorbereitung. Die Komposition wurde inspiriert durch ein Gedicht des Stuttgarter Malers Armin Martinmüller. Es lautet auszugsweise: „erst geheilt von deiner hand befällt mich hoheit im horizont hätten fahnen zu stehen beim kultlauf zur mitte der welt" Auch ohne Titel vermag das Werk in seiner Vielseitigkeit zu fesseln, ein Hochgenuß für sensible Hörer und ein bedeutender Beitrag zur zeitgenössischen Klaviermusik. Bertold Hummel (in Booklet der CD: DAS KONZERT – Andreas Weimer, Klavier, Cavalli Records, Edition Villa Concordia, Bamberg 2002)
Siehe auch: Claus Kühnl: Klassische Ordnung erweitert - Bertold Hummel - Komponist im zwanzigsten Jahrhundert |