Hummel,
Bertold (Gustav Hermann) * 27. Nov. 1925 in Hüfingen (Baden),
+ 9. Aug. 2002 in Würzburg, Komponist. Hummel studierte von 1947 bis 1954
an der Musikhochschule Freiburg i.Br. Violoncello bei Atis Teichmann und Komposition
bei H. Genzmer. 1956 bis 1963 war er Kantor in Freiburg i.Br. und freier Mitarbeiter
des SWF. 1963 bis 1988 war er Leiter des Studios für Neue Musik in Würzburg.
1963 wurde er als Kompositionslehrer an das Staatskons. Würzburg berufen,
1973 zum Prof. an der Musikhochschule Würzburg ernannt, deren Präsident
er von 1979 bis 1987 war (ab 1988 Ehrenpräsident). 1982 wurde er Mitglied
der Bayerischen Akademie der Schönen Künste. U.a. erhielt er 1960 den
Kompositionspreis der Stadt Stuttgart, 1961 den Robert-Schumann-Preis der Stadt
Düsseldorf, 1968 das Stipendium Cité des arts internationale Paris,
1988 den Kulturpreis der Stadt Würzburg, 1986 den Friedrich-Baur-Preis und
1998 den Kulturpreis der Deutschen Katholiken. Werke (Auswahl;
erschienen hauptsächlich bei Bo&Ha, Schott, Zimmermann) A.
Vokalmusik I. Chorwerke Missa brevis für gem. Chor und 8 Bläser,
op. 5a (1951) <> Dem König der Ewigkeit für gemCh., 8 Bläser
und Kb. op. 17 (1951) <> Offenbarung neuen Lebens für A, gemCh., KaOrch.
op. 8 (1953) <> Missa "Cantabo Domino" für gemCh. op. 16
(1958) <> Lauda Sion für Chor und Orch. op. 24 (1963) <> Würzburger
Dommesse für Soli, Chor, Gemeinde und gr.Orch. op. 31 (1967) <> 11
Haiku für gemCh. und Vibr. op. 41b (1973) <> "O Du Fröhliche"
für 2 gem. Chöre, 2 Trp. und 4 Orgeln op. 54 (1975) <> Der Schrein
der Märtyrer, Or. für 5 Solisten, gemCh., Knabenchor, Sprecher, 3 Orgeln,
Schlgz. und gr.Orch. op. 90 (1988/89) <> "Veni creator" für
2 gem. Chöre und Org. op. 97d (1992) <> Missa "Laudate Pueri Domini"
für gemCh., 8 Bläser, Pk. und Orgel op. 98b (2002) <> Zahlreiche
Motetten für 4-8st. gemCh. II. Lieder 8 Fragmente aus Briefen
von Vincent van Gogh für Bar. und StrQu. op. 84 (1985) <> Phantasus
(Arno Holz), Liederzyklus für Singst. und Git. op. 93 (1990) <> 4 Haikus
für Singst. und Kl. op. 99b (1995) <> Kopflos (Hermann Hesse), Liederzyklus
für Singst. und Kl. op. 108 (2002) B.
Bühnenwerke Des Kaisers neue Kleider (nach Hans Christian Andersen),
Kammeroper 5 Bildern op. 10 (1955; 1957 Freiburg i.Br.) <> Pas de Deux,
Ballett op. 23a (1962 Oldenburg) <> Die letzte Blume (nach James Thurber),
Ballett op. 55a (1975 Würzburg) <> Faustszenen (nach Heinrich Heine)
für Bläser- und Schlagzeugens. op. 72a (1979 Berlin) C.
Instrumentalmusik I. Orchesterwerke Südafrikanische Suite für
KaOrch. op. 13a (1956) <> 1. Sinfonie für Str. op. 20 (1959) <>
Episoden für gr.Orch. op. 23b (1962) <> 2. Sinfonie (Reverenza) für
gr.Orch. op. 30 (1966) <> Klangfiguren für Str. op. 43 (1971) <>
Kontraste für Str. op. 50 (1972) <> Fantasia Gregoriana für gr.Orch.
op. 65 (1977) <> Epigramme für Str. op. 69a (1978) <> Visionen
für gr.Orch. (nach der Apokalypse des Johannes) op. 73 (1980) <> Adagio
(in memoriam A. Bruckner) für Orch. op. 91b (1992) <> 3. Sinfonie (Jeremia)
für Orch. op. 100 (1996) <> Saxophonia für Saxophonens. op. 103a
(1998) <> Kaleidoskop für Str. op. 104 (1999) II. Konzerte
Pan 56 für Fl. und KaOrch. op. 13d (1956) <> Divertimento Capriccioso
(nach Pergolesi) für Cemb./Kl. und KaOrch. op. 15 (1958) <> Pentafonia
für Schlgz. und Str. op. 53 (1974) <> Konz. für Schlgz. und gr.Orch.
op. 70 (1982) <> Konzertante Musik für Vibr./Marimbaphon und Str. op.
86 (1984) <> Concertino classico für V. und Str. op. 103b (1999) <>Aphorismen
über B-A-C-H für Schlgz. solo und Str. op. 105 (2000) II. Kammermusik
Streichtrio in E op. 1b (1948) <> Sonatinen mit Klavierbegleitung für
Trp. op. 1a (1950); für V. op. 6 (1952); für Vc. op. 11a (1955), op.
35c (1969), op. 52a (1973); für Va. op. 35b (1969), op. 52b (1973); für
Pos. op. 59a (1976); für Fg. op. 59b (1976); für Kb. 69b (1979); für
Hr. op. 75a (1981); für BTb. op. 81a (1983); für Blockfl. op. 87b (1987);
für ASax. op. 95a (1993); für Fl. op. 107a (2001) <> 1. StrQu.
op. 3 (1951) <> Bläserquintett op. 22 (1962) <> 20 Choräle
zur Advents- und Weihnachtszeit für 4 Pos. op. 87f (1964) <> Fünf
Bagatellen für 6 Klar. op. 28 (1965) <> 2. StrQu. op. 46 (1972) <>
Oktett für Fl., Klar., 2 Fg., 2 Trp. und 2 Pos. op. 47 (1972) <> 5
Moments Musicaux für Ob., Klar. und Fg. op. 48 (1973) <> Sinfonia piccola
für 8 Kb. op. 66 (1978) <> Adagietto für 2 V., 2 Va. und 2 Vc.
op. 75d (1978) <> Tripartita für Akkordeon und StrQu. op. 85a (1985)
<> Turmmusik I-IV für 2 Trp. und 2 Pos. op. 88c (1988) <> Musik
für 4 Sax. op. 88f (1990) <> Trio (in memoriam O. Messiaen) für
Fl., Ob., Kl. op. 95c (1992) <> 3 Bagatellen für Tb. und Kl. op. 95a
(1993) <> Fantasia Poetica für Vla. und Hackbrett op. 101b (1997) III.
Klaviermusik Invocation 52 für Kl. op. 7 (1952) <> 10 Klavierstücke
für Kinder op. 56b (1974) <> Tarantella über eine Tonfolge aus
Chopins Minutenwalzer für Kl. op. 77c (1979) <> 3 Klavierstücke
(hommage à Alban Berg) op. 83 (1985) <> Tastenspiele für meine
Enkelkinder op. 103d (2001) IV. Orgelwerke Tripartita op. 12 (1955)
<> Drei Marianische Fresken op. 42 (1970) <> in memoriam ... op. 74
(1980) <> in memoriam für Anton Bruckner op. 91a (1989) <> ad
missam für 2 Orgeln op. 97f (1994) <> Benedicamus Domino op. 102 (1997)
V. Werke für Schlagzeug Fresken 70 für Schlagzeuqu. op. 38
(1970) <> Fünf Szenen für 2 Schlagzeuger op. 58 (1976) <>
5 Anrufungen für Schlgz. solo op. 81b (1983) <> 5 Aspekte für
3 Schlagzeuger op. 88d (1991) <> 8 Klangbilder für Schlgz. solo (mit
Dias) op. 99a (1995) <> 110901 für Schlgz. solo und Sprecher op. 107d
(2001) Zahlreiche Werke für verschiedenen Soloinstrumente Hummels
Tonsprache spiegelt einen Pluralismus von unorthodox verwendeter Modalität
über Polytonalität bis hin zur Dodekaphonie wider, der sich auch in
seinen Kompositionsmethoden findet. Kompositorische Vorbilder waren u.a. Bruckner,
Berg, Hindemith und Messiaen. Mit letzterem fühlte er sich auch durch eine
vom katholischen Glauben geprägte Weltanschauung verbunden. So finden sich
nicht nur in seinem geistlichen Werk, sondern auch in seinem sinfonischen Schaffen
immer wieder Bezüge zur Gregorianik. Hummels Musik lebt von der Emanzipation
der Klangfarbe, beeinflußt durch die französische Musikgeschichte von
Debussy bis Messiaen, und einem elementaren, dem Gestus des Theaters nahestehenden
Ausdruckswillen. Hierdurch und durch eine klanglich ausgefeilte Instrumentationstechnik
gelang es ihm, seinen Partituren eine originelle und individuelle Handschrift
zu verleihen. Hummels Rhythmik ist geprägt von den klassischen Taktschwerpunkten.
Die daraus resultierenden Periodenbildungen beziehen variable Metren und Polyrhythmik
mit ein. Seine Beschäftigung mit Rhythmik und dem Klangpotential der modernen
Schlaginstrumentariums führten zur häufigen Verwendung dieses Instrumentariums
(u.a. Konzert für Schlagzeug und Orchester op. 70). Für Hummel war das
Beziehungsdreieck Komponist-Interpret-Hörer eine stete Herausforderung. Er
verstand sein kompositorisches Wirken als "einen bescheidenen Beitrag für
eine humanere Welt". Neben seiner erfolgreichen Tätigkeit als Kompositionslehrer
war ihm die Förderung des Nachwuchs ein besonderes Anliegen. Seine Musikstücke
für Kinder und Jugendliche gehören zum Standardrepertoire vieler renommierter
Wettbewerbe. LITERATUR (Auswahl) KL. H. STAHMER,
Klangexperimente bei Bertold Hummel, in: Neue Musik-Zeitung 3/4, 1972 <>
L. D. CRUMMER, The Solo Organ Works of Bertold Hummel, Diss. Indiana 1983 (mschr.)
<> K. SCHUMANN, Über Bertold Hummel, in: Jb. Bayer. Akade. der Schönen
Künste 5, 1991, 246-250 <> Bertold Hummel, hrsg. von A. L. Suder, Tutzing
1998 (= Komponisten in Bayern 31) <> M. SCHWEMMER, In Memoriam, in: Musica
sacra 5, 2002, 14 <> K. H. WAHREN, Zum Gedenken an Bertold Hummel, in: GEMA-Nachrichten
166, 2002, 165-167 ©
Marius Schwemmer 2003
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