BERTOLD HUMMEL - Texte zu den Werken: Der Rabe und der Fuchs


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Der Rabe und der Fuchs für 4stimmigen Männerchor, Schlagzeug und Klavier (1974)
nach der Fabel "Le corbeau et le renard" von Jean de La Fontaine in der deutschen Übertragung von Walther Küchler (1877-1953)

 

Schlagzeug (1 Spieler): Xyl., Trgl., 2 Nietenbeck. (h./t.), 4 häng. Beck.,Tamt., Guiro

Uraufführung: 19. Oktober 1975, Erlangen, Großer Saal der Stadthalle
Kugelfischer-Werkchor Schweinfurt / Jochen Sponsel / Irmtraut Schäfer-Pfannschmidt / Karl Haus

Aufführungsdauer: 5 Minuten

Autograph:
Titel: La Fontaine: Der Rabe und der Fuchs (le corbeau et le renard)
deutsche Übertragung: Walther Küchler
Musik: Bertold Hummel (1974)
für 4stimmigen Männerchor Schlagzeug und Klavier
Umfang: 18 Seiten
Datierung: 23.III.74
Aufbewahrungsort: Bayerische Staatsbibliothek, München

Verlag: Schott Music
Partitur und Schlagzeugstimme: ED 21669 / ISMN: 979-0-001-19422-8
Chorpartitur: ED 21669-11 / ISMN:
979-0-001-19423-5



Der Rabe und der Fuchs

Meister Rabe, auf einem Baum gespreizt,
    Hielt einen Käse in seinem Schnabel.
Meister Fuchs, von dem Dufte gereizt,
    Hielt etwa ihm dieses Geschwabel :
    Ei, Herr von Rabe, guten Tag!
Wie hübsch ihr doch seid, wie man so schön nur sein mag!
    Ich lüge nicht, wenn Eure Lieder
    Gleich kommen Eurem Gefieder,
Seid Ihr der Phönix der Gäste der Wälder hier.
Der Rabe hört's, ist aus dem Häuschen vor Pläsier
Und sperrt, daß schön sein Sang mög schallen,
Einen weiten Schnabel auf, läßt seine Beute fallen.
Mein guter Herr, der Fuchs spricht, wie er sie erschnappt,
    Der Schmeichler lebt, gelernt ihr's habt,
    Auf Kosten dessen, der sein Ohr ihm kehrt;
Die Lehre, zweifellos, ist einen Käse wert.
    Der Rabe, schamvoll und verwirrt,
Schwor, etwas spät, daß man ihn nicht mehr foppen wird.

Jean de La Fontaine 1668 / Deutsche Übertragung Walther Küchler 1948
(aus: JEAN DE LA FONTAINE: FABELN - Zweisprachige Ausgabe - Winkler-Verlag München 1948)


Originalgedicht:

Le Corbeau et le Renard

Maître corbeau, sur un arbre perché,
   Tenoit en son bec un fromage.
Maître renard, par l'odeur alléché,
   Lui tint à peu près ce langage :
   Hé ! bonjour, monsieur du corbeau.
Que vous êtes joli ! que vous me semblez beau !
   Sans mentir, si votre ramage
   Se rapporte à votre plumage,
Vous êtes le phénix des hôtes de ces bois. "
A ces mots, le corbeau ne se sent pas de joie,
   Et, pour montrer sa belle voix,
Il ouvre un large bec, laisse tomber sa proie.
Le renard s'en saisit, et dit : Mon bon Monsieur,
   Apprenez que tout flatteur
   Vit aux dépens de celui qui l'écoute :
Cette leçon vaut bien un fromage, sans doute.
   Le corbeau, honteux et confus,
Jura, mais un peu tard, qu'on ne l'y prendroit plus.

Jean de La Fontaine


Presse

Nürnberger Nachrichten 20.10.1975

Hummel hat den Text der La Fontaineschen Fabel "Der Rabe und der Fuchs" einem Männerchor zugeteilt, der bei den Schmeicheleien des Fuchses in Dreiklängen schwelgt, sich bei den Worten des geprellten Raben aber auf dürren Sprechgesang zurückzieht. Originelle Schlagzeugeffekte und kompakte Klavierklänge untermalen ironisierend die Handlung, deren Pointe vom Chorleiter ins Publikum gesprochen wird. Der Kugelfischer-Werkchor aus Schweinfurt sicherte der witzigen Novität unter der Leitung von Karl Haus einen herzhaften Publikumserfolg.