BERTOLD HUMMEL - Texte zu den Werken: op. 97e2 Zurück zur Verzeichnisliste |
Ave
Maria für 6 - 8 stimmig-gemischten Chor a capella, op. 97e2 (1993/1997)
Uraufführung:
20. Mai 2001, Würzburg, Kiliansdom Widmung:
Herrn Domkapellmeister Siegfried Koesler
in Freundschaft gewidmet Aufführungsdauer: 3'30'' Minuten Autograph: youtube video
Ave Maria Ave Maria,
gratia plena, Sancta
Maria, Mater Dei, Übersetzung: Gegrüßest
seist du, Maria, voll der Gnade,
Das
vorliegende Ave Maria ist eine im Dezember 1997 entstandene Umarbeitung
der Motette "Gegrüßet seist du, Maria",
die Bertold Hummel am 20. Mai 1993 komponierte und dem Gedenken seiner tief gläubigen
Schwester Erika widmete. Diese lateinische Version dedizierte er dem Würzburger
Domkapellmeister Siegfried Koesler, der ihn zu manchem geistlichen Werk anregte.
Mit ihm und dem Brucknerforscher Erwin Horn gründete er ebenfalls im Jahr
1993 das Würzburger Brucknerfest. So ist es nicht verwunderlich, dass mein
Vater in dieser Motette Bruckners berühmtes 7stimmiges Ave Maria anklingen
lässt: Im ersten Abschnitt wählten beide Komponisten die Gegenüberstellung
von Ober- und Unterstimmen, und auf den Namen Jesus zitiert Bertold Hummel
die brucknersche Schlusskadenz vor dem Amen. Martin Hummel 2009
Presse Musica sacra, Heft 3/2011 Stilrichtung/Prinzip: Die Motette lebt vom Element des Dialoges, dessen Partner hier durchgängig die Ober- und Unterstimmen sind. Zeitversetzte Einsätze mit thematisch gleichem Material auf einer anderen Tonstufe bewirken reiche Klangfärbungen und eine Steigerung der Intensität der Bitten. Dynamisch schöpft Hummel die gesamte Bandbreite emotionaler Ausdrucksmöglichkeiten aus. Vom beinahe flüsternd und durch die gesetzten Stakkati zugleich intensiven "Ora pro nobis" bis zum an einen Aufschrei erinnernden Forte über "peccatoribus" reicht das Spektrum - eine dynamische Entwicklung, die sich auch in anderen Abschnitten des Ave Maria zeigen lässt. Form/Struktur/Charakter: Das Ave Maria ist in Auseinandersetzung mit Bruckners 7-stimmiger Motette gleichen Namens entstanden und nimmt in mehrfacher Hinsicht Bezug auf die weithin bekannte Vorlage. So greift Hummel die dialogische Konzeption der Frauen- und Männerstimmen auf und zitiert bei der Vertonung des Namens Jesu die von Bruckner vor dem Amen verwendete Schlusskadenz. Interessant ist die symbolträchtige Verzahnung der Taktarten 3/4 und 4/4 zu Beginn des Stückes, die in der mittelalterlichen Symbolsprache die Verbindung von Himmel und Herde repräsentieren. Interpretatorische Anforderungen: Trotz der achtstimmigen Anlage ist die Motette von gemäßigtem Ambitus. Die herausfordernde und zugleich klangschöne Tonsprache Hummels erfordert einen intonationssicheren Chor. Verwendung: Die Motette ist gleichermaßen für Liturgie und Konzert geeignet. Warum man sich dieses Stückes annehmen sollte: Bertold Hummel ist einer der wenigen zeitgenössischen Komponisten, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, in der Zeit nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil liturgiegerechte und auch für Gemeindechöre aufführbare Musik zu komponieren, die zugleich den Dialog zur vom Raum der Kirche weitgehend abgekoppelten zeitgenössischen Musik lebendig hält. Ihre faszinierende Klangwelt und ihre durchdachte Konzeption sind jeder Mühe wert. Barabara Stühlmeyer Erstausgabe: Feuchtinger & Gleichauf, Regensburg |