BERTOLD HUMMEL - Texte zu den Werken: opus 95c Zurück zur Verzeichnisliste |
Trio "in memoriam Olivier Messiaen" für Flöte, Oboe und Klavier op. 95c (1992) I. Melismen Anfang II.
Monogramme II. Metamorphosen
Uraufführung:
29. April 1993, Freiburg, Friedrichsbau Aufführungsdauer: 15 Minuten Autograph:Titel: Trio für Flöte, Oboe und Klavier op. 95c Umfang: 20 Seiten Datierung: I. 18.Mai 92 II. 23.11.92 III. 18.Dez. 92 in memoriam O. Messiaen Aufbewahrungsort: Bayerische Staatsbibliothek München Verlag: Zimmermann Musikverlag Frankfurt ZM 31290 / ISMN: M-010-31290-3 Video: Hummelwerke auf youtube
Das Trio für Flöte, Oboe und Klavier op. 95c ist gedacht als persönliche Hommage an Olivier Messiaen, dessen Tod kurz vor Beginn der Komposition bekannt wurde. Vogelrufartige
Melismen - vielfach verwandelt - bestimmen den 1. Satz, der seine
Gliederung durch je eine Kadenz der Bläsersolisten erfährt. Durchführungsgedanken
auf kleinstem Raum sind in den Zwischenteilen anzutreffen. Über einem Orgelpunkt
der Oboe auf as zitiert die Flöte abschließend noch einmal das
Anfangsmaterial im decrescendo. Bertold Hummel
Yvonne Loriod-Messiaen 1999
Von den Werken aus jüngerer Zeit verdient eine Komposition spezielle Erwähnung, das „Trio“ für Flöte, Oboe und Klavier op. 95c. In ihm manifestiert sich eine Nähe Hummels zu Olivier Messiaen, die in seinem Kompositionsunterricht, den er bis zum Jahre 1987 an der Wüzburger Musikhochschule erteilte, immer wieder spürbar wurde. Mehr vielleicht als alle anderen verehrungswürdigen Vorbilder war es der große Pariser Kollege, dessen Denken und dessen kompositorische Technik das Schaffen Bertold Hummels nachhaltig mitgeprägt hat. Ihm setzte er nun kurz nach dem Bekanntwerden vom Tode Messiaens ein klingendes Denkmal. Nicht nur, dass Vogelrufe - wie schon des öfteren bei Hummel - an den musikbeflissenen Ornithologen gemahnen, auch ist es nicht nur das E-EEs-Es-A-E-Motiv, welches an den Namen Olivier Messiaen erinnert: die gesamte "Klanglichkeit" der Komposition läßt das Vorbild lebendig werden. Melismen, Monogramme, Metamorphosen: drei Sätze - und dreimal der Buchstabe M! Nur selten hat sich Hummel so eindeutig zu einem Vorbild bekannt wie hier. Man darf dies als Zeugnis echter Betroffenheit über den Verlust eines geschätzten Meisters deuten und kommt damit wohl zu einer der wichtigsten Wurzeln in der Kammermusik von Bertold Hummel. Klaus Hinrich Stahmer (in "Kammermusik als persönliches Bekenntnis", Tutzing 1998)
Presse Heidenheimer Zeitung 10.5.1999 Eine echte Hommage an Messiaen der erste Satz: skurril bewegte Vogelschreie, perfekt parallel geführt von Flöte und Oboe. Sensibel modulierte Einzeltöne brachten im Mittelsatz "Monogramme" die eigentliche Trauermusik. In kammermusikalischer Stringenz schloß der Finalsatz "Metamorphosen" Hummels Werk ab, musikalisch dicht und kurzweilig.
Das Orchester, November 1996 Als
eine persönliche Hommage an den 1992 gestorbenen französischen Komponisten
Olivier Messiaen will Bertold Hummel sein dreisätziges Trio verstanden wissen,
das im April 1993 in Freiburg uraufgeführt wurde. In fast allen Werken hat
Messiaen Vogelstimmen verarbeitet und imitiert, und so scheint es für Hummel
fast selbstverständlich - zumal er für die Flöte komponiert -,
"vogelrufartige Melismen" für beide Holzbläser zu schreiben.
Der erste Satz ist diesen Melismen gewidmet. Das Klavier fungiert einerseits als
Gegenstimme (Orgelpunkt), andererseits nimmt es teil am lebhaften rhythmischen
Geschehen. Schleifer, kurze Vorschläge, Triller, Glissandi, Pedal, Tremoli,
Flatterzunge werde als Effekte genutzt. Beide Bläser gestalten Kadenzen,
die sehr frei zu spielen sind.
Donau-Kurier 1./2. 5. 2002 Dem Mystiker des Vogelsangs, Olivier Messiaen, gedachte Bertold Hummel im Trio op. 95c - und so wundert es nicht, wenn das Stück wie ein Konzert trauernder Vögel beginnt: Die Triller, Rufe, Vorschläge fügen sich in der eindringlich "sprechenden" Phrasierung der Bläser zu Fragmenten lyrischer Klage und schmerzlichen Ausbrüchen, bis sich das Stück zunehmend von der naturalistischen Nachahmung löst und rein musikalischen Impulsen folgt - und schließlich im Geräuschhaften verstummt. |