BERTOLD HUMMEL - Texte zu den Werken: op. 81c |
Musica urbana für Blasorchester, op. 81c (1984) I. Fanfare und Choral II. Marsch Anfang III. Volkslied und Ausklang
Uraufführung
der Urfassung: 14. Juli 1984, Hüfingen,
Stadthalle Uraufführung
der gedruckten Fassung: 7. Mai 1993,
Karlsruhe-Neureut, Badnerlandhalle Besetzung der Urfassung (1984): Piccolo-Flöte, Flöte 1/2, Klarinette in B 1/2/3, Trompete 1/2/3, Kornett/Flügelhorn 1/2, Horn in Es 1/2/3, Posaune 1/2/3, Tenorhorn 1/2, Bariton, Tuba 1/2, Pauken, Schlagwerk: Kleine Trommel, große Trommel, Becken, Triangel, Glockenspiel Besetzung der gedruckten Fassung (1991): Piccolo Flöte, Flöte 1/2, Oboe 1/2, Fagott, Klarinette in Es, Klarinette in B 1/2/3, Bassklarinette, Sopransaxophon, Altsaxophon 1/2, Tenorsaxophon, Baritonsaxophon, Kornett/Flügelhorn 1/2, Trompete 1/2/3, Horn 1/2/3/4, Posaune 1/2/3, Tenorhorn 1/2, Bariton, Tuba 1/2, Pauken, Schlagwerk: Kleine Trommel, große Trommel, Becken, Triangel, Glockenspiel Aufführungsdauer: 17 Minuten Autograph Partitur / Particell:Titel: Musica Urbana op. 81c original (gr. Besetzung) / Musica urbana Umfang: 68 Seiten / 23 Seiten Datierung: I. 27.Sept.83 II. 8.Okt 83 III. - / - Aufbewahrungsort: Bayerische Staatsbibliothek, München Verlag: Loosmann Musikverlag B 0059 Auf
CD erhältlich:Tirol 1809
Markgräfler Verbands Blasorchester / Bernhard Volk /
bestellen über Musik Gillhaus Freiburg (Information@Musik-Gillhaus.de)
Video: Hummelwerke auf youtube
Dieses
Werk entstand zur 900-Jahr-Feier meiner Heimatstadt
Hüfingen im Jahre 1985. Eine ganze Reihe von
Kindheitserinnerungen sind in die 3 Sätze dieser
Auftragskomposition mit eingeflossen. Bertold Hummel
Eine
detaillierte Analyse des Werkes befindet sich in der
Diplomarbeit: Bertold Hummels Ansprache vor der Uraufführung der Musica urbana am 14.7.1984 in der Festhalle Hüfingen Lieber Herr Bürgermeister, meine sehr verehrten Damen und Herren, hohe Festversammlung, meine lieben Hüfinger Landsleute! Ich wurde gebeten einige einführende Worte zur heutigen Uraufführung zu sprechen. Wenn ein Komponist vom Bürgermeister seines Geburtsortes gebeten wird, zur 900-Jahr-Feier der Stadt eine festliche Musik zu verfassen, kann er eigentlich nur freudig zustimmen. So geschehen, als Bürgermeister Max Gilly mich vor geraumer Zeit in Würzburg aufsuchte. Der Zusage folgte schnurstracks die Frage: "Wer soll diese Musik aufführen?" Nun - im Gegensatz zu den Donaueschingern - die für ihre Musiktage immer das SWF-Orchester Baden-Baden benötigen - können die Hüfinger auf eine traditionsreiche Stadtkapelle zurückgreifen. Also wurde entschieden: für die Hüfinger Stadtmusik wird geschrieben. Als ich nun anfing zu komponieren, kamen mir viele Kindheitserinnerungen in den Sinn, die spontan einen Bezug zu Hüfingen herstellten. Da war die Erinnerung an meinen in der Hüfinger Stadtkirche orgelspielenden Vater und die erste Bekanntschaft mit Choral- und Kirchenliedmelodien. Da waren die Erinnerungen an die flotten Märsche der Stadtmusik bei der Hüfinger Fasnet und an die getragenen Weisen bei der Fronleichnamsprozession. Auch die Volksliedpflege im häuslichen Kreise - im nebenanliegenden Schellenberghaus - kam mir wieder in den Sinn. So ist ein Werk entstanden - Musica Urbana genannt - das sich wie folgt beschreiben lässt: Der 1. Satz - Fanfare und Choral - ist der Würde und Feierlichkeit des heutigen Anlasses angepasst. Die Choralmelodie "Lobe den Herren" - drei mal ganz zitiert - wird von den verschiedensten Motiven umspielt, die aus der einleitenden Fanfare und aus dem Choral selbst gewonnen sind. Der 2. Satz ist mit Marsch überschrieben. Hier finden Sie als Kontrasubjekt - eine Melodie, die im Hüfingen meiner Kinderzeit mit dem Text unterlegt wurde: "David wenn de Brot witt, in de Schublad liit en Aschnitt" (für die nicht Hüfinger etwa: "David, wenn du Brot begehrst, in der Schublade befindet sich ein Brotknaus"). Nach einigen turbulenten Stellen mündet der Marsch sogar in einen valse-triste - allerdings nur einige Takte. Eine auftrumpfende Schlussgeste - wischt die aufgekommene Resignation hinweg. Im abschließenden 3. Teil des Werkes - Volkslied und Finale - wird zunächst das Volkslied "Han amenort ä Bluemli gsäh, ä Bluemli rot un wiiss" ("Ich habe an einer Stelle eine kleine Blume erspäht, eine Blume mit rot und weißer Blüte") bearbeitet. Als Gegensatz ist der allen Hüfingern geläufige "Hans blieb do, du woascht jo nit wiäs Wetter wird" in Szene gesetzt. Mit verschiedensten Variationen dieses Themas findet die "Musica Urbana", die Hüfingen und seinen Bürgern gewidmet ist, einen quasi sinfonischen Abschluss. Last but not least ein Wort des Dankes an die Ausführenden. Vorab an den Dirigenten der Stadtmusik Günter Walter, der nicht nur in mühsamer Arbeit das Notenmaterial hergestellt hat, sondern auch mit Akribie und Können die vorbereitenden Proben geleitet hat, so dass ich in den drei Proben, die ich selbst abhielt, gut vorbereitete Musikanten vorfand. Die gemeinsame Probenarbeit hat mir viel Freude bereitet. Die ungewöhnliche Aufgabe wurde von allen Mitgliedern der Stadtmusik mit großem Engagement angegangen und hat mir bewiesen, dass auch Laienmusiker zu anspruchsvollen Leistungen befähigt sind. Der Worte sind genug gewechselt - lasst uns endlich Taten sehen.
Werke für (Laien-) Blasorchester Am Ende der
Betrachtungen zu Bertold Hummels Sinfonik ist ein
Hinweis auf sein Schaffen für das Laienmusizieren
notwendig. Auf diesem Gebiet steht er voll in der
Tradition seiner Lehrmeister Genzmer und Hindemith, die
ebenfalls die Nähe zur Praxis der nichtprofessionellen
Musiker nie verloren. Naturgemäß gilt die Maxime: Je
einfacher das Konzept, desto diatonischer und
reduzierter sind die Bausteine und Klänge. Der Aspekt
der Farbe tritt dann in den Hintergrund und die
kompositorische Fraktur wird stärker von zeichnerisch
linearen Strukturen bestimmt, die deutlich
konventioneller wirken. Claus Kühnl (in "Die sinfonischen Werke Bertold Hummels", Tutzing, 1998) |