BERTOLD HUMMEL - Texte zu den Werken: opus 74 Zurück zur Verzeichnisliste |
"in memoriam ..." für Orgel und Schlagzeug op. 74 (1980)
I. Invocation II. Toccata Anfang III. Requiem Uraufführung: 17. Oktober 1982, Frankfurt, Peterskirche Bernd Kremling / Matthias Balzer Widmung: Dem Andenken des Freundes Dietrich von Bausznern gewidmet Schlagzeug-Instrumentarium: Vibrafon, 2 Bongo, 2 Conga, Kleine Trommel, Claves, Templeblock, Holzblocktrommel, Tamtam, Gong, 4 Becken, Nietenbecken. Aufführungsdauer: 14 Minuten Autograph: edition zeitklang Hochschule für Musik München CD 9 Literaturliste
des Deutschen Musikrates für den Wettbewerb "Jugend musiziert":
Video: Hummelwerke auf youtube
Op.74
entstand im Jahre 1980 und ist dem Andenken des Komponisten
und Freundes Dietrich von Bausznern gewidmet, der im Januar desselben Jahres einer
heimtückischen Krankheit erlag. Bertold Hummel Text des Chorals: Wenn
wir in höchsten Nöten sein Text:
Paul Eber (1511-1569)
Presse Nord-West-Zeitung, Oldenburg 12.6.1987 ... eine stark beeindruckende Komposition, die einen großen Schlagwerkapparat gleichberechtigt der Orgel zugesellt. Klangwirkungen von bestürzender Eindringlichkeit schufen ein Abbild tiefer Trauer und seelischer Verzweiflung. Hummel gelang mit diesem Werk eine Fülle magisch faszinierender Klangvisionen in den Sätzen Invocation, Toccata und Requiem. Der Choral "Wenn wir in höchsten Nöten sein" erklang als Abschluß einsam als cantus firmus, von verquer fahlem Bass "verlassen" begleitet, Vibraphontupfer lichteten auf. Claus Hecker an der Orgel und Axel Fries am Schlagzeug gelang eine Wiedergabe, die zu erschüttern vermochte. Die kühne Komposition erklang überzeugend.
Rhein-Neckar-Zeitung 3.3.1994 Das irreal Schwebende der Sept- und Tritonusklänge auf dem Vibrafon, die langen Triller und flirrenden Läufe der Orgel, alles ist von ausgesuchter, meditativer Farbigkeit. Diese wird dynamisch belebt, explodiert fast in einer motorisch bewegten Toccata, in pulsierenden Rhythmen auf Becken, Woodblocks und Tom-Toms, wird schließlich befriedet in einem Choral, der still ins Vage, Offene gleitet.
Stuttgarter Zeitung 10.6.2009 Anders
Bertold Hummel: Er führt mit seinem "In memoriam" (op. 74) das
Publikum gerne in die Irre. Immer wieder durchkreuzen Kaskaden harter Wood-Block-
und Tom-Tom-Klänge das himmlische Irisieren des Vibraphons; manchmal verschmilzt
es mit der Orgel auf wundersame Weise zu einem einzigen, homogenen Klangkörper
und scheint gedankenverloren zu träumen, bis - vollkommen unerwartet - wieder
eine freche, kratzig-laute Schlagwerkattacke alle aus dem Dämmerzustand aufschreckt.
Wahrlich kein alltägliches Konzert - aber sicherlich eines, auf dessen Wiederholung
viele warten werden.
Schwäbische Post 23.4.1986 ... ein Werk, das unter die Haut geht, auch - oder gerade - wenn man nicht weiß, dass Hummel als Tonmaterial die musikalisch verwertbaren Buchstaben des Namens von Bausznern verwendet und im dritten Satz - Requiem - einen Choral zitiert. In einer sich stetig steigernden "Invocation", einer tollen "Toccata" (man konnte kaum fassen, dass nur ein Schlagzeuger diese schnellen Wechsel der vielfältigsten Klangfarben produzieren konnte) und einem meditativen "Requiem" leisteten beide Interpreten auch das äußerste an Präzision im Zusammenspiel.
Badische Zeitung, Rheinfelden 17.9.2021 Diese leitete zum klangmächtigen Schlussstück über: der Komposition "In memoriam" von Bertold Hummel für Orgel und Schlagzeug. Im ersten Satz Invocation, einer Anrufung Gottes, steigen Melodien in die Höhe und münden in ein unerbittliches Flehen. Der zweite Satz, eine Toccata, drückte Lebensfreude aus. Entsprechend virtuos agierten Weissert und Volz in diesen Sätzen, die sich zwischen lautstarken Klangeruptionen an Orgel und imposantem Schlaginstrumentarium und kleinen ruhigen Melodie-Inseln bewegten. So erlebten die Besucher ein höchst anregendes Klang-Abenteuer abseits des gängigen Standardrepertoires – mit "offenen und neugierigen Ohren", wie es sich die mit großem Beifall bedachten Musiker gewünscht hatten.
Siegener Zeitung 14.5.2009 Hummels „In memoriam –“, dem Andenken seines Freundes Dietrich von Bauznern, ebenfalls Kompositions-Professor, gewidmet, stellte höchste Anforderungen an Organist und Percussionistin. Ist der erste Satz, „Invocation“, von einer vorwärtsdrängenden Gestik geprägt, so werden in der folgenden Toccata alle Kräfte geradezu entfesselt. Schnelle dynamische und rhythmische Wechsel, unterschiedliche Trillerfiguren, auf der Orgel virtuose Läufe und permanente Manualwechsel, im Schlagwerk immer wiederkehrender Austausch der verschiedenen Schlegel zum Bedienen der gesamten Percussion-Palette, erzeugten eine fesselnde Dramatik, der man nur atemlos folgen konnte. Im anschließenden Requiem-Teil wird dann als Synthese das gesamte kompositorische Material zusammengeführt. Nach einem akustischen Höhepunkt endet das Werk höchst beeindruckend im Pianissimo mit dem sanften Einbringen des Chorals „Wenn wir in höchsten Nöten sein“.
Main-Post 9.6.1986 Einen nicht minder tiefen Eindruck hinterließ Bertold Hummels op. 74 "in memoriam", dessen vier Abschnitte auf Orgel und Marimba eine Fülle hochsensibler musikalischer Gedanken offenlegten, wobei Passagen von geradezu mystischer Versenkung gegenüber emotionalen Aufschwüngen für eindringliche Kontraste sorgten.
Westfälische Rundschau, 12.5.2009 Man merkt es dem Werk nicht an, dass es voller intellektueller Kunstrukte ist: sind doch die Buchstaben des Namens eines verstorbenen Freundes in vielfältiger Weise darin verarbeitet. Eher fühlt man sich von dieser Musik elementar ergriffen.
Darmstädter Echo 24.3.1987 Drei ökonomische Sätze ohne Leerlauf, deren bisweilen dramatische Entwicklung die Solisten zu mitreißender Energie-Entladung animierte. In üppig wuchernden Klanggesten wie filigraner Detailarbeit sind Orgel- und Schlagzeugpart eng miteinander verzahnt.
merkur-online.de, 7.10.2009 Die Besucher ließen sich auf die Musik ein und waren am Ende tief beeindruckt. Bereits der fulminante Auftakt mit Toccata, Requiem und Schlusschoral „Wenn wir in höchsten Nöten sein“ aus „In Memoriam op. 74“ von Bertold Hummel (1925-2002) in der ungewöhnlichen Besetzung Orgel (Josef Reichl) und Schlagzeug (Jan van Meerendonk) geriet zu einem ersten Höhepunkt.
Schwarzwälder Bote 28.7.2010 Einen besonderen Abschluss wagte das Duo mit "In memoriam" Dietrich von Bausznern. Verschlüsselt in diesem furiosem und an Dramatik kaum zu überbietendem Opus von Bertold Hummel, fand sich darin eine kuriose Tonfolge wieder. Diese geht zurück auf den Namen des verstorbenen Kollegen Bausznern, dem der Komponist das Stück gewidmet hat. Sie besteht aus den Buchstaben des Namens, die als Notennamen übernommen wurden, wie Volz erklärte. Nach diesem Vitalitätsfeuer wurde mit langem Beifall eine Zugabe verlangt.
Weinheimer Nachrichten 14.11.2016 Hummels
"Konzert für Schlagzeug und Orgel" ist in seiner Komplexität ein
Paradestück moderner Kirchenmusik. Die schwebenden Klänge des Vibrafons
zusammen mit den flirrenden Läufen der Orgel ergeben eine fast
meditative Stimmung. (...) Hummel schuf in den drei Sätzen eine Fülle
magischer Klangvisionen, die mit der Choralmelodie "Wenn wir in
höchsten Nöten sind" ausklingt. Was der Multi-Percussionist Henning
Kirsch, der sein Schlagzeug-Arsenal im Altarraum aufgebaut hatte, an
pulsierenden Rhythmen auf dem Becken, den Wood-Blocks und den Tom-Toms
dem Organisten auf der Empore zuspielte, war meisterhaft. Ebenso
exzellent ging Carsten Ehret auf eine manchmal geradezu kuriose
Schlagzeugfolge mit kurzen präzisen Tönen auf der Orgel ein.
Literatur-Tipps: Dietrich
von Bausznern (1928-1980) Aufführungsdauer 20 Minuten Verlag
Merseburger
Im Schweigen der Betrachtung für Orgel und Schlagzeug (2012) in memoriam Bertold Hummel Aufführungsdauer 10 Minuten |