BERTOLD HUMMEL - Texte zu den Werken: opus 57b


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Dankhymnus für 4 - 8stimmigen gemischten Chor a capella, op. 57b (1975)
(Text: Didaché IX,234; X, 2,5)


Widmung: geschrieben für die Würzburger Domsingknaben

Uraufführung: 22. Juni 1975, Würzburg, Kiliansdom
Würzburger Domsingknaben / Siegfried Koesler

Aufführungsdauer: 6 Minuten

Autograph:
Titel: Dankhymnus für gemischten Chor a.c.
Umfang: 12 Seiten
Datierung: 3.-7.III.1975 Dorfgastein
Aufbewahrungsort:

Verlag: Schott Music C 52530 / ISMN: M-001-14794-1

Conventus Musicus CM 103

 

Dankhymnus
Text aus der Didaché (Zwölfapostellehre) um 100 n. Chr.

Wir sagen dir Dank, unser Vater,
für den heiligen Weinstock Davids, deines Knechtes,
den du uns kundgetan hast durch Jesus, deinen Knecht.
Dir die Ehre in Ewigkeit!
Wir sagen dir Dank, unser Vater,
für das Leben und die Erkenntnis,
die du uns kundgetan hast durch Jesus, deinen Knecht.
Dir die Ehre in Ewigkeit.
Wie dies Brot zerstreut war über die Hügel hin
und nun, zusammengebracht eines geworden ist,
also werde zusammengebracht deine Kirche
von den Enden der Erde in dein Reich,
denn dein ist die Herrlichkeit und Macht
durch Jesus Christus in Ewigkeit.
Wir sagen dir Dank, unser Vater, für deinen heiligen Namen,
dem du Wohnung bereitet hast in unserem Herzen,
und für die Erkenntnis, den Glauben und die Unsterblichkeit,
die du uns kundgetan hast durch Jesus, deine Knecht.
Dir die Ehre in Ewigkeit.
Gedenke, o Herr, deiner Kirche,
entreiße sie allem Bösen
und vollende sie in deiner Liebe.
Führe sie heim von allen vier Winden in dein Reich,
das du ihr bereitet hast,
denn dein ist die Herrlichkeit und die Macht
durch Jesus Christus in Ewigkeit.

 

Vorwort (Schott Music)

Als ich im November 2002 meinen Dienst als Domkapellmeister am Würzburger Kiliansdom antrat, fiel mir schnell auf, wie lebendig die Aufführungspraxis der Werke Bertold Hummels an dieser Kathedrale ist. Die besondere Pflege der Werke eines Komponisten an seinem ursprünglichen Wirkungsort ist in Deutschland häufige Praxis -bei zeitgenössischen Komponisten ist sie aber eher die Ausnahme. Zurückzuführen ist dies sicherlich auf die enge Verbundenheit Hummels mit dem Würzburger Kiliansdom, die auf unterschiedlichen Ebenen wirksam wurde: durch die freundschaftliche Verbundenheit mit dem damaligen Bischof und meinem Vorgänger, durch sein Mitwirken im Würzburger Domorchester und auch durch die familiären Bande zu den Chören der Würzburger Dommusik: seine Kinder und seine Enkelkinder sangen bzw. singen am Kiliansdom. Von Bertold Hummels Dankhymnus kann man daher mit einiger Berechtigung sagen, dass er, wie viele Chorwerke des Komponisten, von den Gegebenheiten und der enormen Akustik des Würzburger Domes inspiriert ist. So ist es leicht verständlich, dass die Uraufführung des Werkes im Jahre 1975 durch die Würzburger Domsingknaben im Würzburger Kiliansdom stattfand.
Der dem Dankhymnus zugrunde liegende Text entstammt dem 9. und 10. Kapitel der Didache, einer ca. 100-180 Jahre n. Chr. entstanden Schrift aus Syrien, die wahrscheinlich als früheste Kirchenordnung der Christenheit bezeichnet werden kann. Hummel vertont die emphatischen Textpassagen als eucharistischen Dankhymnus, der auch im geistlichen Konzert seinen Platz finden wird. Die ihm eigene Klangsprache verbindet er mit einem bemerkenswerten Gespür für die vokalen Möglichkeiten junger Chöre. Für die Aufführungspraxis sei angemerkt, dass die mit dem Hinweis "etwas freier" versehenen, eher rezitatorischen Passagen des Werkes von einer fließenden Sprachgestaltung im Sinne des gregorianischen Chorals ausgehen. Die metrische Strukturierung des Textes gilt hier lediglich als Orientierungshilfe.

Würzburg, im Mai 2007
Martin Berger

 

Zahlreiche Motetten Bertold Hummels gehen auf die Anregung des Würzburger Domkapellmeisters Siegfried Koesler zurück. Sie sind alle für den gottesdienstlichen Gebrauch geschrieben und von den Chören der Würzburger Dommusik erstmals aufgeführt worden. Ganz besonderer Beliebtheit erfreut sich der Dankhymnus op. 57b für 4 - 8stimmigen gemischten Chor a cappella, welcher zahlreiche Aufführungen im In- und Ausland nicht nur durch die Würzburger Domsingknaben erfahren hat, denen das Werk gewidmet ist. Der aus dem ersten christlichen Jahrhundert stammende Text erfuhr durch Hummel eine kraftvolle Vertonung, zum Teil im Unisono, dann wieder mit Nachahmungen oder mit homophonen Akkordreihen, die in hymnisch auffahrende Klänge münden. Ein wirkungsvolles a-cappela-Werk, das ohne besondere Schwierigkeiten studiert und in Kirche und Konzert musiziert werden kann.


Erstaufsgabe: Coppenrath, Altötting 1984