Dem
König der Herrlichkeit für 6-8stimmigen gemischten Chor a capella,
op. 18a (1957) Uraufführung:
19. Januar 1958, Freiburg i. Brsg., St. Konrad Geistlicher Chor der Pädagogischen
Akademie / Alfons Hug
Aufführungsdauer:
15 Minuten
Autograph:
Titel: "König der Herrlichkeit" für gemischten Chor a cappella
Umfang: 33 Seiten
Datierung: Jan. 1957
Aufbewahrungsort: Bayerische Staatsbibliothek München
Verlag:
Edition Walhall, Magdeburg Partitur
EW 674, Chorpartitur EW 690 I.
Halleluja. Christus, der Herr, hat den Tod besiegt. Kommt, lasset
uns ihm singen: Halleluja.
IIa. Halleluja.
Da im Glanz so wunderbaren Sieges Christus auferstanden aus des Grabes
Dunkelheit, will der Mund aus tiefstem Herzen tausend Jubellieder singen
Gott in seiner Herrlichkeit. Halleluja.
IIb. Halleluja.
Dem Erstand'nen von den Toten singt der Chor der Himmelsboten heiligen
Triumpfgesang. Lasst auch
unsre Stimmen klingen und
mit Freude ein Loblied singen voll
von hellem Jubelklang. Halleluja.
IIc. Christus,
Grund für alles Preisen, lehr' uns solche Jubelweisen. Halte deine
gütige Hand über Menschen, Stadt und Land. Unser Fühlen,
unser Handeln, unser Denken soll sich wandeln zu dem schönsten Lobgesang: Gott
zu danken lebenslang. Halleluja.
III. König
der Herrlichkeit, Jesus Christus, du sitzest zur Rechten des Vaters, erbarme
dich unser. Denn du allein bist der Heilige, Du allein der Herr, erbarme
dich unser. König der Herrlichkeit, Jesus Christus, Du allein der Höchste,
Jesus Christus erbarme dich unser. König der Herrlichkeit, Jesus
Christus mit dem Heiligen Geiste in der Herrlichkeit Gottes des Vaters, erbarme
dich unser. Amen.
Vorwort
(Edition Walhall EW 674)
Die
hier vorgelegte Komposition richtet sich an Jesus Christus, den österlichen
Herrn, „Dem König der Herrlichkeit“ wie es der Titel sagt. Der
Text von Teil I „Christus, der Herr, hat den Tod besiegt. Kommt, lasset uns
ihm singen.“ lehnt sich an das Invitatorium der Laudes (GL 674,6) an. Eingerahmt
wird dieser Teil (T43- 59) von einem breit angelegten Halleluja (T1-42/T60-80).
Der Text von Teil II stammt wohl aus einem Christushymnus, dessen Ursprung mir
nicht bekannt ist. Die drei Strophen werden auch hier durch ein Halleluja gegliedert.
Teil III bezieht seinen Text aus dem Gloria der Messe, vom Ende des mittleren
Abschnitts („du sitzest zur Rechten des Vaters...“) und aus dem Schlußabschnitt
(„denn du allein bist der Heilige...“).
Die
formale Konzeption folgt sehr eng der textlichen Vorgabe. Das ganze Werk zeigt
einen dreiteiligen Aufbau. Ein einleitender erster Teil (I) ist in sich selbst
wieder dreigliedrig (Halleluja – Allegro / Christus den Herrn... – langsam
(T 43) / Halleluja – Allegro (T 60)). Der Mittelteil (IIa / IIb / IIc) zeigt
ebenfalls wieder drei Abschnitte, jeweils eingeleitet und abgeschlossen durch
Halleluja, das auch die inhaltliche und motivische Verknüpfung zum Einleitungsteil
herstellt. Der dritte Teil (III) dagegen enthält vier „Strophen“,
umrahmt jeweils durch die Anrufung „König der Herrlichkeit“ und
durch die Bitte „erbarme dich unser“. Die „Strophen“, möglicherweise
auch solistisch auszuführen, steigern sich von der Ein- bis zur Vierstimmigkeit
(T 6 / 36 / 65 / 103). Ein knappes, viertaktiges ff-Amen beschließt das
ganze Werk.
Hummels
Tonsprache ist einprägsam und eindringlich, nicht überladen mit Dissonanzen
und doch spannungsreich, in der Stimmführung gut singbar angelegt, überwiegend
homophon gestaltet bei nur gelegentlichen polyphonen Stellen (I T 46ff / IIc T
57ff). Immer wieder finden sich lange Klangflächen über Orgelpunkten
(I T 13ff / Ila T 7ff, T 32ff / III T 21ff, T 50ff, T 88ff, T 125ff), chortypische
Gestaltungen wie Echobildungen (I T 6ff) oder Unter- gegen Oberchor (I T 11ff)
und klare formale Bezüge durch Wiederkehr von einzelnen Abschnitten (I T
1ff = I T 60ff / IIb T 1ff = I T 11ff / IIc T 95ff = IIc T 13ff / IIc T 149ff
= I T 1ff). Eine große harmonische Farbigkeit steuern Mixturklänge
bei (I T 1ff / IIa T 32ff). Insgesamt herrschen klare tonale Bezüge (Teil
I in G, Teil II auch in G mit gewissen Eintrübungen gegenüber Teil I,
z. B. häufige Verwendung der Mollterz oder Schluß von Ilb in e-phrygisch
/ Teil III in e-Moll).
Dieses
Werk stellt eine lohnende Aufgabe dar für einen leistungsstarken, wegen der
vielen Stimmteilungen nicht zu kleinen, mit neuer Musik vertrauten Chor und Chorleiter.
Die Zuhörer werden es ihnen danken, eine wirksame und eindringliche Chorkomposition
zu erleben.
Regensburg,
im Oktober 2007 Otmar Faulstich Durch
das sich oft wiederholende österliche Alleluja erfährt das Werk
seine Gliederung. Meistens ist der volle sechstimmige Klang genutzt, der oft in
drei zu drei Stimmpaaren nach differenziertem Klanggefälle in schillernde
Farbwerte gespannt ist. Die Einzellinien dieser Komposition sind dabei durchaus
diatonisch. Der zweite Teil der Motette zeigt ein melismatisches Gepräge.
Der dritte Teil, eine Passacaglia, wird zum Höhepunkt. (Einführungstext
zur Erstsendung am 8.5.1958 im Südwestfunk Baden-Baden) Presse Musica
sacra, Heft 3/2010, S. 206/207 Stilrichtung/Prinzip:
Bei überwiegend homophoner Gestaltung mit gelegentlichen polyphonen Partien
zeichnet sich die Ostermotette Hummels durch ihre angenehme Stimmführung
und gute Singbarkeit aus. Die spannungsreiche, von farbigen Mixturklängen
geprägte, aber nicht übermäßig dissonante Klangsprache mit
klaren tonalen Bezügen ist anspruchsvoll und bereichernd. Das Kompositionsprinzip
der Motette mit seiner Textbezogenheit und den dialogisierenden Elementen setzt
Hummel in Echobildungen zwischen hohen und tiefen Männer- bzw. Frauenstimmen
um. Seine Textvorlage entnahm er dem Invitatorium der Laudes, einem alten Christushymnus
und dem Schlussabschnitt des Gloria. Opus 18a stammt aus der frühen Schaffensperiode
Bertold Hummels und liegt hier erstmals im Druck vor. Es zeigt bereits in nuce
das breite Spektrum an Aus-drucksmöglichkeiten, das der Komponist in späteren
Jahren in seinem spartenübergreifenden Schaffen umsetzte. Notation:
traditionell Form/Struktur/Charakter: Der Form der Motette entsprechend
ist die musikalische Konzeption des Werkes eng an die Struktur des Textes geknüpft.
Die dreiteilige Anlage spiegelt den Zusammenhang des Triduum paschale ebenso wie
sie den dreifaltigen Gott preist. Auch die Binnenstruktur einzelner Abschnitte
ist dreigliedrig, so das Halleluja (Teil l) und der Mittelteil, dessen drei Abschnitte
jeweils durch ein Halleluja eingerahmt werden. Teil 3 ist dagegen in vier Strophen
gestaltet. Er thematisiert Jesus Christus als den König der Herrlichkeit,
der im Kyrie angerufen wird. Die Symbolzahl vier steht hier für die irdische
Kirche, ein Effekt, der durch die Steigerung von der Ein- bis zur Vierstimmigkeit
noch verstärkt wird. Solistische und zweistimmige Partien verleihen der Ostermotette
einen oratorienartigen Charakter. Die Strophen können auch mit Solisten besetzt
werden. Durch das breite Spektrum der Tempi und die facettenreich eingesetzten
dynamischen Vorzeichnungen erhält die Motette eine starke Ausdruckskraft,
die sich nicht zuletzt in der Gegensätzlichkeit zwischen orgelpunktähnlichen
Klangflächen und den sich darüber entfaltenden kantablen Partien zeigt. Spieltechnische/interpretatorische
Anforderungen: Die anspruchsvolle Motette ist eine reizvolle Aufgabe für
einen großen, leistungsfähigen Chor, der bereits einige Erfahrung mit
Neuer Musik hat. Verwendung: Liturgie und Konzert. Warum man sich
dieses Stückes annehmen sollte: Die eindringliche, moderne, aber nicht
dissonanzüberfrachtete Tonsprache Hummels ist zugleich herausfordernd und
klangschön. Eine Verbindung, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Barbara
Stühlmeyer
Musik und Gottesdienst (CH), 2/2009
Der Komponist arbeitet mit einer äusserst geschickten Klangregie. ... eine fordernde, aber äusserst lohnende Aufgabe.
Badische
Zeitung, 29.1.1958
Als
der künstlerische Mittelpunkt dieser erhebenden Stunde darf wohl die große
dreiteilige Motette zu sechs gemischten Stimmen "König der Herrlichkeit"
des jungen Freiburger Komponisten Bertold Hummel gelten. Hier in dieser Komposition
sind andere Werte unserer Zeitsprache genützt als wir es am Morgen gehört
hatten. Freudige Beschwingtheit in hüpfenden Rhythmen und schillernde bis
satte harmonische Färbungen, die natürlich in Kontrast gesetzt sind
mit einfachen diatonischen Melodielinien. Hier ist deutlich der Unterschied vorn
rein liturgisch zu verwendender und bestimmter zu einer allgemeineren geistlichen
Musik zu erkennnen. Weiler
Zeitung, 31.1.1958 Danach
klang die großartige Motette zu sechs gemischten Stimmen in drei Teilen
"König der Herrlichkeit" von Bertold Hummel auf, deren Uraufführung
durch den Geistlichen Chor erst acht Tage vorher in der Freiburger St. Konradskirche
nachhaltigen Eindruck gespendet hatte. Die vorzügliche Interpretation machte
diese farbige und chorisch virtuos erfundene Komposition auch hier in Weil zu
einem tiefen Erlebnis. All die aus dem Wort heraus gehorchten rhythmischen Gesten,
die weite Melismatik und die changierenden Klang-Mixturen waren letztlich abermals
gerichtet auf die Verkündigung. |