Für
die Tätigkeit als Kompositionslehrer habe ich viel Zeit und Intensität
aufgewendet. Dabei kam es mir besonders darauf an, die angehenden Komponisten
zunächst handwerklich zu schulen, ihre individuelle Veranlagung zu fördern,
ihnen die Möglichkeiten der Realisation ihrer Stücke zu eröffnen
und sie in möglichst großer geistiger Freiheit auf ihrem Weg zu begleiten. Bertold
Hummel (1998)
Viel verdanke ich meinen Kompositionsstudenten - meinen "Zauberlehrlingen"
- das gemeinsame, oft langwierige und
schmerzhafte Suchen im offenen Dialog nach Lösungen, nach Wahrheiten, nach dem
Eigentlichen, war für mich immer wieder ein Jungbrunnen, der mich für manche
Mühsal und Bedrängnis, die meine Ämter mit sich brachten, entschädigt hat.
Bertold
Hummel (1988)
| Claus
Kühnl, Thomas Hitzlberger, Bertold Hummel, Ernst Ueckermann im Mai 1979 an
der Hochschule für Musik Würzburg | Name | Studienzeitraum
bei Bertold Hummel | Zitate |
Nicolai
Appolyon *1945 | 1963 |
In der langen Zeit seines pädagogischen Wirkens hat er sich nie anmaßend
über andere Menschen erhoben, trotz eines ausgeprägten Selbstbewußtseins.
Auf der anderen Seite könnte man seine persönliche Haltung bisweilen
als eigensinnig, ja sogar einseitig kritisieren: so geschah es im Unterricht zwar
nie, daß ein Zeitgenosse abfällig behandelt wurde, bestimmte Richtungen,
wie zum Beispiel die amerikanische Avantgarde, wurden allerdings erst gar nicht
besprochen, sodaß die Meinung des Meisters gleichsam indirekt zum Ausdruck
kam. Hier muß jedoch sofort ergänzt werden, daß sich Bertold
Hummel als Lehrer nie verschloß; wollte ein Student eine bestimmte Frage
mit ihm erörtern und brachte die entsprechenden Partituren oder Texte mit,
stieß er mit Sicherheit auf ein offenes Ohr. Analysen im strengen Sinne
gab es in der Kompositionsstunde nicht. (Hierfür standen Seminare bei anderen
Professoren zur Verfügung.) Man sprach über die Werke, hörte sie,
diskutierte und suchte die Zusammenhänge zwischen Form und Inhalt zu ergründen.
Die eigenen Werke der Studenten hatten Vorrang in den Besprechungen. Die wertvollsten
Hinweise Hummels hatten mit der Instrumentation zu tun, worin er ein großer
Meister ist. Aber bei der theoretischen Erörterung ließ er es nicht
bewenden: er sorgte früh für Aufführungsmöglichkeiten, stand
bei Proben immer hilfreich zur Seite, sodaß ein(e) junge(r) Komponist(in)
wie von selbst ins Metier hineinwuchs. Claus
Kühnl 1990
Hummels
humorvolle Art begleitete die Zeit, die er sich großzügig für
jeden seiner Schüler nahm. Trotz seine vielfältigen künstlerischen
und administrativen Aufgaben führte er seine Studenten idealistisch und individuell;
jeden auf seinem eigenen Weg. Die Gelassenheit mit der er jede musikalische Richtung
stil-sicher anging war stets sehr beeindruckend. Ernst
Ueckermann 2002 Die
Kompositionsabende spiegelten immer den toleranten Pluralismus des Komposititionslehrers
Bertold Hummel. Er versuchte immer den Weg jedes einzelnen Schülers zu erahnen
und ihm dann auf diesem seine Hilfestellung anzubieten. Man rieb sich in vielen
Punkten aneinander, nie aber aus reinem Selbstzweck zur Darstellung ästhetischer
Dogmen. Seine fördernde und stimulierende Akzeptanz bekam man des öfteren;
ein wirklich begeistertes Lob war dagegen nur schwer zu erringen und deswegen
um so ersehnter. Aber wenn es denn einmal kam, wurde es in voller Ehrlichkeit
und aus Überzeugung ausgesprochen. Rolf Rudin 1995 Bertold
Hummel war ein Lehrer, der neuen Entwicklungen aufgeschlossen und neugierig gegenüberstand.
Schon in den 60er Jahren, kurz nach seiner Berufung an das Würzburger Konservatorium,
lud er Karlheinz Stockhausen zum Konzert in den (abgedunkelten) Großen Saal
ein - nach Ohren- und Augenzeugen-berichten ein schockierendes Ereignis. Auch
Alois Haba, der tschechische Pionier der mikrotonalen Musik, trat in der HfM auf.
Im ersten Semester meines Kompositionsstudiums veranlasste Hummel den Kauf eines
Analog-Synthesizers (EMS - Synthi A) mit drei TonOscillatoren, einem RauschOscillator,
mehreren Filtern, einer Hallspirale (!), einem Hüllkurvengenerator und einem
Ringmodulator. Dieser Ringmodulator, der live aufgenommene Instrumental- oder
Vokalklangfrequenzen mit einer (unhörbaren) elektrischen Sinuston-frequenz
dergestalt modulierte, dass man Summen- und DifferenzFrequenzen gleich-zeitig
mit dem Live-Klang hören konnte, weckte meine Experimentierlust. Bei einer
Aufführung meines Chorwerkes "Kyrie" saß Bertold Hummel selbst
auf der Bühne und steuerte den Sinustongenerator, der den Live-Chorklang
ringmodulierte. Hermann Beyer 2003 Keine
Probenphase, keine Aufführung in Konzert und Oper geht bis heute vorbei,
wo bei entscheidenden Fragen von Interpretation, deren kompositorischer Begründung
und musikalischer Realisierung mir nicht Anregungen unseres Lehrers Bertold Hummel
in den Sinn kommen. Christian Fröhlich 2002 Aus
der Ferne tiefster Provinz nach Würzburg blickend war Bertold Hummel für
mich, den damals Vierzehnjährigen, der erste Komponist „zum Anfassen".
Und das ist er mir geblieben: ein Freund, der zuhörte, und dem ich zuhören
wollte. Claus Kühnl 2002 B.
Hummel war als Pädagoge einzigartig, weil er mehr war als dies. Nicht die
musikalische Meisterklasse als Talentschmiede war sein Lebensraum, sondern der
Mensch und das von ihm vermittelte Wissen stand im Mittelpunkt. Mit seiner bezugreich-farbigen
"badischen" Bildsprache, seiner unvergesslichen Liebenswürdigkeit
und sprachlichen Artikulation faszinierte er Generationen von Studenten. Er faszinierte
deshalb, weil Musik für ihn immer mehr war als nur das Klingende; ein unaustauschbarer
Spiegel von Leben und Denken, von Glauben, Vertrauen und Scheitern. Norbert
Düchtel 2002
Bertold
Hummel im Kreis seiner Schüler bei seiner Verabschiedung als Kompositionslehrer
und Präsident
in der Hochschule für Musik Würzburg am 10. März 1988. | Judith
Arnold *1961 | 1980-1988 |
Navid Bastani
|
1971-1974
|
Hermann
Beyer *1953 | 1971-1976 | Jeff
Beer *1952 | 1971-1985 | Juan-Manuel
Chávez *1958 | 1985-1987 | Vasilis
Damamaras *1944 | 1979-1984 | Norbert
Düchtel *1949 | 1964-1970 | Wolfgang-Heinrich
Ebert *1950 | 1974-1977 | Otmar
Faulstich *1938 | 1963-1966 | Volker
Felgenhauer *1965 | 1985-1989
| Christian
Fröhlich *1949 | 1970-1974
| Armin
Fuchs *1960 | 1979-1987 | Klaus
Gramß *1963 | 1987-1988 | Georg
Haider *1965 | 1986-1988
| Michael Helmprecht *1961
| 1983-1985 | Stefan
Hippe *1966 | 1986-1988 | Thomas
Hitzlberger *1959 | 1975-1984 | Erwin
Horn *1940 | 1968-1977 | Cornelius
Hummel *1957 | | Stefan
David Hummel *1968 | | Richard
Jackman *1950 | 1978-1980 | Claus
Kühnl *1957
| 1973-1980 | Arno
Leicht *1950 | 1964-1978 | Horst
Lohse *1943 | 1972-1976 | Klaus
Ospald *1956 | 1979-1986 | Rainer
Petzolt *1957 | 1982-1988 | Wolfgang
Pinkow *1948 | 1969-1973 | Marcus
Maria Reißenberger *1962 | 1983-1988 | Bettina
Rohrbeck *1965 | 1986-1988 | Scott
Roller *1959 | 1984-1986 | Rolf
Rudin *1961 | 1986-1988 |
Helmut Schmitt *1959
|
1983-1987
|
Jürgen
Schmitt *1954 | 1975-1984
| Tobias
PM Schneid *1963 | 1985-1988 | Ulrich
Schultheiß *1956 | 1978-1987 | Martin
Schrack *1951 | 1975-1978 | Franz
Erasmus Spannheimer *1946 | 1964-1968 | Stamatis
Spanoudakis *1948
| 1975-1976 | Sebastian
Sprenger *1972 | 1986-1988
| Lydia
Steiger *1954 | | Georg
Themelis *1965 | 1987-1988 | Gernot
Tschirwitz *1944 | 1964-1967 | Ueckermann,
Ernst *1954 | 1973-1985 | Thomas
Uhlmann * 1951
| 1974 | Toni
Völker *1948 | 1971-1977 | Bernhard
Weidner *1965 | 1987-1988 | Jürgen
Weimer (1941-2014) | 1972-1973
| Christoph
Weinhart *1958 | 1982-1988 | Stephan
Wunderlich *1952 | 1964-1976 | Christoph
Wünsch *1955 | 1979-1984 | Yang-Seok
Yoon *1936 | |
|