1998 Kulturpreis der Deutschen Katholiken


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Für seine Verdienste um die Kirchenmusik wurde Bertold Hummel von Papst Johannes Paul II. mit dem Gregoriusorden (1998), vom Würzburger Bischof Paul-Werner Scheele mit der Bruno-Medaille (1985) und vom Allgemeinen Cäcilien-Verbands (ACV) mit der Orlando-di Lasso-Medaille (1995) geehrt. Am 13. Juni 1998 erhielt er zusammen mit dem von ihm geschätzten Kollegen Petr Eben den Kunst- und Kulturpreis der Deutschen Katholiken. Die Begrüßungsansprache hielt Kardinal Lehmann.

Text der Urkunde:

Aus Anlaß des 93. Deutschen Katholikentages in Mainz wird Professor Bertold Hummel, Würzburg, für sein musikalisches Werk der Kunst- und Kulturpreis der Deutschen Katholiken verliehen.

Bertold Hummel gehört zu den angesehensten deutschen Komponisten, Hochschullehrern und Förderern der neuen Musik in unserer Zeit. Sein breites musikalisches Oeuvre zeichnet sich aus durch vitale Energie, ausgefeilte Satztechnik, Vituosität und farbigen Klangsinn. Geistliche Werke bilden ein Kontinuum in seinem Schaffen. In ihnen gelingt ihm eine bruchlose Verbindung von Modernität, luzider Geistigkeit und mystischem Sinn. Für diesen Beitrag zur musikalischen Kultur unserer Zeit danken wir ihm.

Mainz, den 13. Juni 1998

 

Auszeichnung von Bertold Hummel und
Petr Eben mit dem Kunst-und Kulturpreis
der deutschen Katholiken durch Kardinal
Lehmann

 

Hummels Dankesworte

 

Bertold Hummel stellt seine Beziehung zu Religion und Kirche in der Zeitschrift "CHRIST IN DER GEGENWART im Bild" (April 1995, Heft 4. Sechster Jahrgang) folgendermaßen dar:

Fragebogen
"Nun sag, wie hast du's mit der Religion?"
(Faust I, Vers 3414)

… Unser Fragebogen richtet sich an Gläubige und Ungläubige, an der Kirche Nahe- und Fernstehende. Heute wird er beantwortet von Bertold Hummel.

Lesen sie gern in der Bibel?
Ja, sie ist mir vielfache Anregung zu meinem künstlerischen Schaffen, besonders die Psalmen, die Schriften der Propheten (Jeremia) und die Offenbarung des Johannes.

Was gefällt Ihnen an der Kirche?
Ihre Katholizität im echten Sinne des Wortes.

Was nicht?
Alles entsetzliche Kleinbürgerliche und Bornierte - was der Katholizität im Wege steht.

Welchen Heiligen und welche Heilige mögen Sie?
Franz von Assisi und Hildegard von Bingen (wenn auch nicht förmlich kanonisiert).

Eine Gestalt aus der Kirchengeschichte?
Johannes XXIII.

Und aus der Gegenwart?
Dom Helder Camara.

Sollten die Gottesdienste so bleiben, wie sie sind, oder soll es weitere Reformen geben?
Die Anregungen des Zweiten Vatikanischen Konzils wurden in Deutschland vielfach einseitig diskutiert und bewertet, eine Reform im Sinne einer Gesamtschau (Vor- und Rückschau) ist vonnöten, die alle Möglichkeiten und Freiräume des Gottesdienstgestaltung phantasievoll nutzt.

Halten Sie es für wichtig, dass man jeden Sonntag zum Gottesdienst geht?
Für mich ist der sonntägliche Gottesdienst keine unliebsame Pflichtübung. Ich sehe vielmehr darin die Möglichkeit, Gott in seinem Wort und seinem Sakrament immer wieder zu begegnen. Antwort also: Ja.

Soll der Zölibat der Weltpriester aufgehoben werden?
Der Zölibat sollte als paulinisches Ideal beibehalten, daneben die Ehe für Weltpriester erlaubt werden.

Und Frauen die Priesterweihe erhalten?
Bei entsprechender Eignung - nicht wegen irgendeines Proporzdenkens - spricht meiner Überzeugung nach nicht viel dagegen.

Welches Kirchenlied singen Sie sehr gern?
"Nun bitten wir den heiligen Geist" (GL 248)

Möchten sie einen Theologen, eine Theologin nennen, den oder die Sie sehr schätzen?
Pierre Teilhard de Chardin, Romano Guardini, Edith Stein, Dietrich Bonhoeffer, Hans Urs von Balthasar.

Wann, glauben Sie, wird die ökumenische Einheit aller Christen und Kirchen kommen?
Wenn sich alle auf das Wesentliche des Christentums besinnen und persönliche Rechthaberei und Eitelkeit, Macht- und Selbstgier überwinden - also ohne Hilfe des Heiligen Geistes vermutlich nicht in nächster Zukunft. Die gegenseitige Toleranz und Achtung - nicht nur als volltönendes Lippenbekenntnis - wäre schon eine beachtliche Station auf dem Weg zum Ziel.

Welchen besonderen Wunsch haben Sie an die Kirche?
Daß sie sich aufgeschlossen zeigt gegenüber den künstlerisch-schöpferischen Kräften der Gegenwart und dabei über die Chancen einer echten Volksbildung nachdenkt.

Freundlichen Dank für die Beantwortung dieser Fragen.

 

Sein Credo für die Kirchenmusik formulierte Bertold Hummel 1979 in einem viel diskutierten Referat mit dem Titel
Der Sinn der Welt im Gotteslob

 



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