1968 Stipendium: Cité des arts internationale de Paris Zurück zur Verzeichnisliste |
Als Sipendiat der "Cité internationale des Arts" wohnte und arbeitete Bertold Hummel vom 1. Juli bis 31. Dezember 1968 in Paris. Er genoss den lebhaften Austausch mit Musik- und Kunststipendiaten aus aller Welt und hielt noch lange nach dieser Zeit den Kontakt mit den Komponisten Marion Brown und Frank-Michael Beyer, die er dort kennen gelernt hatte. Hummels Vorhaben war, eine Ballettoper nach Goldoni ("Corallina" oder "Die geprellte Katze" - eine Opera buffa) zu schreiben, deren Libretto ihm der befreundete Schauspieler, Maler und Regisseur Luigi Malipiero gedichtet hatte. Die vielfältigen künstlerischen Anregungen der Avantgarde im Paris des Jahres 1968 sowie die bedrohliche Kulisse der Studentenrevolte mit ihren brutalen Polizeieinsätzen standen im krassen Wiederspruch zu der Ausarbeitung dieser harmlosen Textvorlage, an der der Komponist nach 625 ausinstrumentierten Takten offensichtlich die Lust verlor. Vielmehr fühlte er sich von dem New Yorker Jazz-Komponisten Marion Brown und dem Jazz-Saxophonisten Gunter Hampel angeregt und brachte am 3. Dezember in der "Cité" die gemeinsame "Conversation" zur Uraufführung. Für das französische Fernsehen improvisierte er mit den genannten Jazz-Musikern seine "12 Szenen für Soniles" auf Klangskulpturen des Schweizer Künstlers Eduard Johannes Stöcklin. Das einzige Werk dieses für Hummel sehr anregenden Studienaufenthaltes, das den Weg in sein Werkverzeichnis gefunden hat, ist die Sonatine für Violine und Klavier op. 35, die zu seinen bekanntesten Werken zählt. Die Elegie daraus ist die einzige musikalische Idee, die von seiner Opera buffa geblieben ist.
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