Phantasus
- cycle
de lieder pour voix moyenne
et guitare sur des poèmes d'Arno Holz,
op. 93 (1990) I.
In meinem schwarzen Taxuswald II.
Aus weißen Wolken III.
See, See, sonnigste See IV.
Vor meinem Fenster
V.
Rote Rosen VI.
In meinem grünen Steinwald Première:
5 février 1991, Dinkelsbühl, Konzertsaal Martin Hummel / Clemer
Andreotti Durée:
24 minutes Maison
d'édition: Vogt & Fritz VF 1095-00 / ISMN: M 2026-1418-1 Arno
Holz Sechs
Gedichte aus Phantasus I. In
meinem schwarzen Taxuswald singt ein Märchenvogel die ganze
Nacht. Blumen blinken. Unter Sternen, die sich spiegeln, treibt mein
Boot. Meine träumenden Hände tauchen in schwimmende Wasserrosen.
Unten, lautlos, die Tiefe.
Fern die Ufer! Das Lied ... II. Aus
weissen Wolken baut sich
ein Schloss. Spiegelnde Seen,
selige Wiesen, singende Brunnen
aus tiefstem Smaragd! In
seinen schimmernden Hallen wohnen
die alten Götter. Noch
immer, abends, wenn
die Sonne purpurn sinkt, glühn
seine Gärten, von ihren
Wundern bebt mein Herz und
lange ... steh ich. Sehnsüchtig!
Dann naht die Nacht, die
Luft verlischt, wie zitterndes
Silber blinkt das Meer, und
über die ganze Welt hin weht
ein Duft wie von Rosen. III. See,
See, sonnigste See, soweit du siehst! Über die rollenden Wasser hin,
jauchzend, tausend Tritonen. Auf ihren Schultern, muschelempor, hoch,
ein Weib. Ihre Nachktheit in die Sonne. Unter ihr, triefend, die blendenden
Perlmutterwände immer wieder von Neuem hoch, dick, feist, verliebt,
wie Kröten, sieben alte, glamsrige Meertaper. Die Gesichter!
Das Gestöhn und das Gepruste! Da, plötzlich, wütend
aus der Tiefe, Neptun. Sein Bart blitzt. "Hallunken!" Und, plitschplatsch,
sein Dreizack den sieben Schlappschwänzen um die Glatzen. Die brüllen!
Dann, schnell, hier noch ein paar Tatschen, dort noch ein Bauch
weg sind sie. Die Schöne lächelt. Neptun verbeugt sich.
"Madam?" IV. Vor
meinem Fenster singt ein Vogel.
Still hör ich zu; mein Herz
vergeht. Er singt, was
ich als Kind besass und dann
vergessen. V. Rote
Rosen winden sich um meine düstre
Lanze. Durch weisse Lilienwälder
schnaubt mein Hengst. Aus
grünen Seen, Schilf im Haar,
tauchen schlanke, schleierlose
Jungfraun. Ich reite wie
aus Erz. Immer, dicht
vor mir, fliegt der Vogel
Phönix und singt. VI. In
meinem grünen Steinwald scheint
der Mond. In seinem Licht
sitzt ein blasses Weib und singt.
Von einem Sonnensee, von
blauen Blumen, von einem
Kind, das Mutter ruft. Müde
fällt die Hand ihr übers
Knie, in ihrer stummen Harfe
glänzt der Mond. |